Der Künstler zwischen Westen und Osten

78 Über apollinische und

chthonischen Urmutter erscheint, hegt und pflegt und ihm dabei die Gabe verleiht, die Untergründe des Lebens zu durchschauen: Demeter schenkt ihm jenes durch die Generationen vererbte Hellsehen.

Dieses Geschenk empfand der Frühgrieche als die Tochter der Demeter, als Persephone.

In wundersam einleuchtender Art beschreibt Rudolf Steiner diesen mythischen Menschen in seiner Darsiellung des Pherekydes von Syros. Dieser am Ende der mythischen Periode lebende Weise schaute z. B. den Luftraum, die Kräfte, die diesen durchdrangen, was in Wind und Wetter waltet, was sich in allerhand atmosphärischen Erscheinungen, im Regenbogen, in Morgenund Abendröten, in Regen und Rieseln auswirkt, als eine mächtige und weise Wesenheit, als Zeus.

Aus der im Raume wesenden Weisheitsmacht, aus Zeus und aus dem im Zeitlichen wirksamen Bildschauen, aus Persephone, wurde das Ich-Bewußtsein, das im Einzelmenschen auftritt, geboren, und zwar zunächst als etwas Abgetrenntes, Zerstücktes, Leidendes.

Aus der Ehe von Zeus und Persephone, erzählt der Mythos, entstand der ältere Dionysos.

Untrügliche Weisheit stellt Rudolf Steiner in dieser Morphologie des Mythos vor uns hin. Bilder, die in ihrer Folge nicht weniger exakt verlaufen als mathematische Gleichungen, sprechen die Stufen der menschlichen Entwicklung ‘aus. Sie reden von der uranischen und chthonischen Abkunft unseres Geschlechtes.

Dionysos wird von unten her, durch die Titanen zerstückelt und erlangt von oben her, durch die Hilfe der