Der Künstler zwischen Westen und Osten

PATHOLOGISCHE UND THERAPEUTISCHE GESCHICHTSBETRACHTUNG

Die „Weltgeschichtlichen Betrachtungen“, die Jakob Burckhardt im Winter 1868/1869 und 1870/1871 an der Universität Basel gehalten hat, sind für die Geschichtsauffassung der letzten Jahrzehnte (bis auf Oswald Spengler) epochemachend geworden. Ein Zeugnis dafür, daß stille Worte am tiefsten in die Seelen sinken. Für Nietzsche, der sie hörte, wurden sie geradezu Schicksal. Er wollte sie leben.

„Die Geschichtsphilosophen betrachten das Vergangene als Gegensatz und Vorstufe zu uns als Entwickelten; — wir betrachten das sich Wiederholende, Konstante, Typische als ein in uns Anklingendes und Verständliches. Jene sind mit Spekulation über die Anfänge behaftet und müßten deshalb eigentlich von der Zukunft reden; wir können jene Lehren von den Anfängen entbehren, und die Lehre vom Ende ist von uns nicht zu verlangen.‘

Solche Sätze, mit der Würde der Resignation vorgetragen, wirkten in Nietzsche wie ein bohrender Vorwurf. Weniger die Gedanken als die Stimmung der Erkenntnismüdigkeit, in die sie getaucht waren. Diese machte ihn krank. Er klagt über das Klima von Basel. 6+