Der Künstler zwischen Westen und Osten

Geschichtsbetrachtung 8

Weshalb vermögen weder er noch Nietzsche therapeutisch zu wirken?

Burckhardt gibt die Antwort selbst.

„Wir wollen nicht eine Anleitung zum historischen Studium im gelehrten Sinne geben,“ sagt er, indem er die Aufgabe, die er sich gestellt hat, umschreibt, „sondern nur Winke zum Studium des Geschichtlichen in den verschiedenen Gebieten der geistigen Welt.

Wir verzichten ferner auf alles Systematische; wir machen keinen Anspruch auf ‚weltgeschichtliche Ideen‘, sondern begnügen uns mit Wahrnehmungen und geben Querdurchschnitte durch die Geschichte und zwar in möglichst vielen Richtungen; wir geben vor allem keine Geschichtsphilosophie.

Diese ist ein Kentaur, eine contradictio in adjecto; denn Geschichte, d. h. das Koordinieren, ist Nichtphilosophie und Philosophie, d. h. das Subordinieren, ist Nichtgeschichte.

Die Philosophie aber, um uns zunächst mit ihr selbst auseinanderzusetzen, steht, wenn sie wirklich dem großen allgemeinen Lebensrätsel direkt auf den Leib geht, hoch über der Geschichte, welche im besten Falle dies Ziel nur mangelhaft und indirekt verfolgt.

Nur muß es eine wirkliche, d. h. voraussetzungslose Philosophie sein, welche mit eigenen Mitteln arbeitet.

Denn die religiöse Lösung des Rätsels gehört einem besonderen Gebiet und einem besonderen inneren Vermögen des Menschen an.‘

Burckhardt lehnt also, wie er am Beispiel Hegels er-