Der Künstler zwischen Westen und Osten

Geschichtsbeirachtung 87

Mag der Pöbel recht behalten.

„Unser Ausgangspunkt ist der vom einzigen bleibenden und für uns möglichen Zentrum, vom duldenden, strebenden und handelnden Menschen, wie er ist und immer war und sein wird; daher unsere Betrachtung gewissermaßen pathologisch sein wird.“

Burckhardt bewegt sich von diesem Standort aus nach rückwärts. Er läßt sich vom Tode, der an ihn herantritt, unter den Arm nehmen und wandelt mit ihm geruhig durch Museen und Bibliotheken. Der Knochenmann ist der beste Cicerone durch die Kunststätten der Vergangenheit. Er geht an keinem Denk- und Grabmal vorüber. Er kennt jede Ruine.

Wie anders ist doch dieser gelassene Gefährte, der Burckhardt nach Italien geleitet, als der wilde Dämon, der Nietzsche über die Alpen treibt. Burckhardt geht immer im gleichen Schritte; Nietzsche ändert Takt, Atem, Schrei jeden Augenblick.

Beide, der Ja- und der Neinsager, wollen im Grunde nicht gegen Süden, sondern durch die Pforte des Todes schreiten, in die Unsterblichkeit.

Aber der Intellekt, der vom Kant-Laplaceschen Urnebel getrübt ist, hemmt die Aussicht.

Burckhardt, sicherlich einer der besten Kenner des Todesalphabetes, lehnt es ab, das Alpha und Omega zu ergründen. Hätte er eine Danse macabre malen müssen, so würde er verzichtet haben, das erste Bild „Die Schöpfung aller Dinge“ und das letzte „Das Jüngste Gericht‘“ darzustellen.

Er bucht solches nur als Geschichte. Er verzichtet,