Die Französische Revolution
148 Viertes Kapitel.
zur völligen und dauernden Sicherheit ſeiner Staaten, die ſo zerſtreut liegen und von ſo mächtigen Feinden umringt werden, als eine Er\hlaffung dieſer furchtbaren Monarchie !).“ Kauni trug ſih ſogar mit dem nüßlichen Gedanken, dur<h den Bund mit England das Elſaß wiederzugewinnen ?). Am liebſten wäre es ihm geweſen, wenn ſich Frankreich zu einem zweiten Polen entwickelt hätte. Es kam dazu, daß Öſterreich gegen Frankreich dringende Beſchwerden hatte: durch die Säfulariſation war Reichsgut in Mitleidenſchaft gezogen worden; noh \{limmer war, daß das ganze Elſaß in Gefahr ſtand, endgültig Frankreich anheimzufallen.
Es war nur eine Folge der Revolution, welche das politiſche Syſtem des Fürſten Kauni aus den Angeln gehoben und die ſeit 1756 verbündeten Mächte getrennt hatte, daß der Staat an der Donau und der jenſeits der Vogeſen ihre Kräfte zuvörderſt mit einander meſſen ſollten.
Erſt als der Graf Narbonne im Dezember 1791 die Leitung der Geſchäfte übernommen hatte, in dem Beſtreben, mit der Verfaſſung zu arbeiten ?), ſchien auh in der äußeren Politik ein Umſchlag ſtattgefunden zu haben; denn der König übertraf an Kampfesmut *) gegen Öſterreich ſogar die wirklichen Machthaber: und wieder erlebte das Ausland ein merfwürdiges Schauſpiel ®). Der 14. Dezember und die königliche Sizung zeigten ihm den König in der größten Eintracht mit ſeinem Volke. Am 24. Dezember ©) wurde in der Volksvertretung ein faiſerliches Ultimatum verleſen, in dem für die elſäſſiſchen und lothringiſchen Reichsfürſten Entſchädigung ihrer Verluſte an Gütern ſowie Wiederherſtellung ihrer Ehrenrechte verlangt wurde. Darauf fonnte es nur eine Antwort geben: Krieg. Aber auch Frankreich hatte ſich ebenſo über den Kaiſer zu beklagen: duldete er nicht ſeit geraumer Zeit in den Grenzen des Reiches die Emigranten 7)? Dazu hatte Kaunib' Verſuch, durch ſeine Februarnote die Franzoſen einzuſchüchtern, den Zwe
ſtändige Monarchie“, die, „wenn au< kräftig in ſich, na< außen hin niht gefährlih ſein werde“. In Wirklichkeit gedachte er die ſranzöſiſche Monarchie in dem Zuſtande der Schwäche zu erhalten (Lenz in Preuß. Jahrb. Bd. LXXYVIII, GS. 294).
1) Vivenot a. a. O. Bd. I, S. 275 (Brief Kaunib” an Cobenzl vom 12. Nov. 1791).
2) Schulte a. a. O. S. 49. 59. 110.
3) Glagau a. a. O. S. 71. 4) A. a. O. S. 68.
5) Nach allen dieſen Vorkommniſſen mußte man \cließli<h denken, der König habe ſih mit der neuen Lage ausgeſöhnt.
6) Span. Arch. 3969 — 26. Dez. 1791. 7) Glagau a. a. O. S. 285.