Die Französische Revolution

150 Viertes Kapitel.

hat dann aber mitgewirkt, daß er dieſen Gedanken aufgab. Seine Gemahlin konnte ſih, wie früher, ſo auch jeht nicht für den Verzicht erwärmen: ein Thronwechſel hätte für die regierende Linie gefährlich werden können, zumal damals die Ränke zugunſten des Herzogs von Orléans wieder angeſponnen wurden "). Tröſtlih war es noch, daß eben damals die Anhänger des angeſtammten Königtums an Zahl ſich mehrten; vielleicht eine Folge, daß jezt die erſchnte Verfaſſung ins Leben getreten war ?), vielleicht auh, weil man — mit durch die Fürſorge des Herrſchers — ruhigere Zuſtände erhoffte. Daß dagegen die Anarchie nicht aufhörte, blieb der Wunſch der Republikaner — und der Emigranten ®).

Gerade alſo, als ein günſtigeres Geſtirn über Franfreih heraufziehen wollte, erklärte am 20. April 1792 Ludwig XVI. an Friedrich Wilhelm TI. und Leopolds Nachfolger, Franz II, welche ſih ſhon auf linksrheiniſhe Gebiets8erweiterungen verſpißhten ©), den Krieg.

Aber wie ſah es mit ſeinem Heere aus? Von Manneszucht war ſhon lange nicht mehr die Rede, und der Eifer, den der Kriegsminiſter St. Germain vor etwa fünfzehn Jahren auf Ausbildung und Übung der Truppen verwendet hatte, war nach und nach einer ſ{hlafferen Auffaſſung des Dienſtes gewichen. Würden dieſe Horden nun imſtande ſein, ihr Vaterland und ihren der Waffen entwöhnten König zu verteidigen? Aber fonnte nicht jezt im Volke der alte kriegeriſche Geiſt wieder aufleben, der im lezten Jahrhundert durch viele ruhmloſe Kriege zu verkümmern ſchien, nur daß er niht mehr wie früher für die Jdeen des weltbeherrſchenden Königtums der Bourbonen die Waffen führen wollte, ſondern für die Jdee der weltbefreienden Demokratie, die gleiches Recht für alle und gleiche Pflichten fordert *)? Nachdem der Friede die Ge-

Ludwig ſei ein größerer Deſpot als Karl IX. und ein verruchteterer Verbrecher als Damien , der Ludwig XV. hatte umbringen wollen, geweſen; denn dieſer habe ſi< nur an einem vergriffen, während Ludwig an 25 Millionen Franzoſen. Taine, Bd. TI], 7. Kap., $ 2.

1) Glagau a. a. O. S. 335—336. 357. 366 ff.

2) Ebenda S. 341 ; ſiehe au< Taine.

3) Span. Ar<. 4015 — 4. Auguſt 1792.

4) v. Ranke, Revolutionskriege, S. 170. 210. Die Emigranten hatten jezt die Freude, daß es zum Einmarſch in Frankreich kommen ſollte.

5) Nicht übel ſagt Hinte (Jahrbu<h für Geſeßgebung uſw. 1897, S. 794) von dem Kriege von 1793, daß er beendigt habe, was am 4. Auguſt 1789 eingeleitet wurde.