Die Französische Revolution

156 Fünftes Kapitel.

ſfih nur allzubald in Nachteile verwandeln "))“ — und, obgleich in der Epoche des Direktoriums von 750 Abgeordneten 190 Royaliſten waren ?), ſo ſtieß wieder Ludwigs Programm, ſeine Beziehungen zu der Gruppe, die ſih das neue Königtum niht anders als eine Kopie des Ancien Regime dachte, zu den Feinden des Vaterlandes gar manchen Franzoſen von ihm ab. Hemmend auf eine Reſtauration wirkte ferner die Uneinigkeit, die in des Prätendenten Lager herrſchte. Dazu ſcheint die Unterſtüßung, welche das Haus Habsburg gewährte, auh nur lau geweſen zu ſein; denn es trug ſich mit der Hoffnung ®?), die Prinzeſſin Maria Thereſia, die einzige Tochter und direkte, nächſte Erbin Ludwigs XVI, mit einem Erzherzog zu vermählen. Wenn Erzherzog Karl, an den man zunächſt gedacht hat, im Kriege gegen die franzöſiſche Republik mehr Erfolge gehabt hätte, ſo würde er der Nachfolger Ludwigs XVI. geworden ſein ‘): ſo dachte Wien !

Die Republik blieb auh noh weiterhin über die monarchiſchen Regungen Sieger. Das konnte um ſo eher ſein, als troy der jahrelangen Zwiſtigkeiten mit dem Auslande und troß der inneren Kriſen Frankreich \fih wirtſchaſtlih hob und der Geldmangel — nicht zuletzt durch den Frieden von Campo Formio — aufhörte. Dennoch ließ ſich die monarchiſche Jdee nicht ausrotten, vielleicht, „weil auh die Maſſen \hließlih dem Drdnungsbedürfnis unterliegen“ ®). Daraufhin fand 1799 wiederum ein Vorſtoß der bourboniſchen Partei ſtatt ®); und nicht unintereſſant ſind Stellen aus einem Briefe 7), mit dem Ludwig ein ſtaatsrechtliches Gutachten ſeines getreuen St. Prieſt beantwortet. Es heißt da unter anderem: „Jch habe geſagt, daß ich die alte, von eingetretenen Mängeln befreite Verfaſſung wiederherſtellen wollte. Dieſer Saß, den ih niht ohne Abſicht in meine Erklärung von 1793 geſezt habe, läßt mir den nötigen Spielraum“; oder: „Wenn ich eines Tages tatſächlih König bin, wie ih es rechtlih bin, will i< es von Gottes Gnaden ſein.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Man .. hat zu Ludwig XVT. ®) geſagt: „Der Zeit gilt es ſih anzupaſſen .…. Wahnſinn iſt es, um der Rettung der Hierarchie willen eine Krone zu

1) Siehe Goethes Sprüche in Proſa. 2) v. Sybel a. a. O. Bd. VI, S. 5.

3) St. Prieſts Briefwechſel S. 36 ff. 4) Nach den Forſchungen Lenotres.

5) v. Bi8mar> a. a. O. Bd. II, S. 80.

6) v. Sybel a. a. O. Bd. IX, S. 441. 7) A. a. O. S. 81 ffff.

8) Im Texte ſteht als Druckfehler Louis XVIIL. ; wer gemeint iſ, wird aus dem ganzen Zuſammenhang klar.