Die Französische Revolution
Ludwig XVI. bis 1787. 23
Amte nur zu einem tragiſchen Ende führen. „Ein ſ{<hönes,, reines, edles, höchſt moraliſches Weſen, ohne die ſinnlihe Stärke, die den Helden macht, geht unter einer Laſt zugrunde, die es weder tragen noh abwerfen fann. .…. Das Unmögliche wird von ihm gefordert, niht das Unmögliche an ſi, ſondern das, was ihm unmöglich iſt“; kurzum: „eine große Tat auf eine Seele gelegt, die der Tat nicht gewachſen iſt.“ Dieſe Worte, welche Goethe von Shakeſpeares Hamlet gebraucht, dürften auh für unſeren Helden niht ganz unpaſſend ſein: ein Vergleich, der vielleicht dazu angetan iſt, den König ein wenig nachſichtiger beurteilen zu laſſen. — Verfolgen wir jezt die einzelnen Akte jenes Kampfes, den Ludwig mit der Neuzeit zu führen hatte!
Seine Regierung begann verheißungsvoll. Denn die Thronbeſteigungsſteuer, „joyeux événement“ genannt, wurde aufgehoben; weiter wurde eine Beſchränkung des königlichen Haushalts in Ausſicht geſtellt, wozu ſih eine Verbeſſerung der Lage, in der die Tagelöhner auf den königlichen Domänen waren, geſellte; drittens ſollten die Münzen des verſtorbenen Königs ihren vollen Wert behalten. Durch all das wurde im franzöſiſchen Volke die Meinung rege, daß der neue Herr der Verbeſſerung der drückenden Schäden ſein ganzes Intereſſe zuwandte, und dieſe Meinung hatte dann weiter ein Steigen der Staatspapiere zur Folge "). Ausdrülich äußerte ?) Ludwig dann am 30. Mai 1774, daß er den feſten Vorſay habe, zur Glückſeligkeit ſeiner Völker beizutragen; namentlich ſolle eine gute Rechtſprechung — worauf beſonders Boſſuet geſehen — die Grundlage ſeiner Herrſchaft ſein; außerdem ſolle den Armen die Steuerlaſt erleichtert werden, — aber immer ohne ſchnelles Vorgehen, um nicht da und dort Anſtoß zu erregen. Aus dieſer Kundgebung können wir ſhon folgern, daß Ludwig bei ſeinen Zielen eine ſtürmiſ<e Reformtätigkeit niht im Sinne hat. Jmmerhin welh ein Programm! Ob nun Ludwig dasſelbe aus ſih heraus verfügt hat oder welchen Einfluß dabei der Marquis von Maurepas 2),
1) Das ſchreibt am 13. Mai 1774 Viry, der ſardiniſ<he Geſandte, der gut unterrichtet war, da ja die eine Schwägerin Ludwigs aus dem Hauſe Savoyen ſtammte. Seine Berichte finden ſi< bei Flammermont unter dem Titel „Les correspondances des agents diplomatiques étrangers en France avant la Révolution “ (Paris 1896). Die ſpaniſchen Geſandtſchaftsberichte enthält das Buch nicht.
2) Iſambert Bd. III.
3) Wie kam Ludwig darauf, ſi< Maurepas zum Ratgeber zu wählen ? Choiſeul war dem Könige ſhon längſt unſympatbiſh, niht nur wegen ſeiner Beziehungen zu