Die Französische Revolution

Ludwig XVI. bis 1787. 31

Regierung in jenem Jahre mit Spanien zu ſympathiſieren ſchien ) und wenn auch der Herzog von Broglie dem Anſchluß an Preußen das Wort redete ?), ſo iſt es doch zu einer Losreißung von der öſterreichiſchen Politik nicht gekommen. So blieb es für einige Zeit. Es könnte nun faſt ſcheinen, daß Joſeph IT. ſelber, der Königin Bruder, ihre Beteiligung an der Politik damals ungern ſah; denn er macht ihr in einem Schreiben vom Juli 1775 deshalb ?) Vorwürfe. Aber auf der anderen Seite rät er ihr in demſelben Schreiben, niemanden in ihr Vertrauen zu ziehen als den König, nur mit ihm zu reden und ſich ihm anzupaſſen; er empfiehlt ihr außerdem, ſi<h vor den heimlichen Feinden, zu denen ſie ſih ausgeſprochen hatte, zu hüten; denn dieſe wollen ‘) ſie um jeden Einfluß bringen: alſo nur über die Art, wie die Schweſter ihren Einfluß ausübt, beſteht Meinungsverſchiedenheit. Dieſe Ratſchläge ſind nicht ohne Wirkung geblieben; denn ſowohl der ſardiniſche wie der ſpaniſche Geſandte ®) bezeugen, daß die Königin an Macht und Bedeutung gewinnt. Es gelang ihr auch, eine Schar Getreuer ®) um ſich zu verſammeln: es war der Kreis Polignac, in dem ſie ſih gern bewegte, und dem ſie dann — zum Schaden Franfkreihs — ein Mittel zur Bereicherung wurde. So iſt es zu erklären, daß es ihr in den Sinn kommen kann, Geſandtſchaftsſtellen mit ihren Kreaturen beſeßen zu laſſen; ſo kann ſie auh hoffen, daß eine Ehe zwiſchen Joſeph, dem deutſchen Kaiſer, und Eliſabeth von Frankreich geſchloſſen werde: es würde ſonah ihr Verdienſt geweſen ſein, ein neues Band zwiſchen den Häuſern Bourbon und Habsburg zu ſchlingen. Dieſes alles, einſchließlich der Verſhwendung der Königin, hatte dann eine weitere Folge, die nämlich, daß der Glaube an die Macht des Königs troß der Anerkennung ſeines beſten Willens litt, ja ſogar ver-

1) Span. Arch. 4068 — 26. Mai 1774. Der König äußerte, ihm läge viel an guten Beziehungen zu den ſpaniſhen Bourbonen.

2) Koſer a. a. O. S. 520.

3) Marie Antoinette, Joſeph II. und Leopold T1. Ihr Briefwechſel heraus= gegeben von von Arneth (Leipzig 1866), wo es heißt: „Vous vous mêlez d’une infinité de choses d’abord qui ne vous regardent pas“ und „Vous vous méêlez des affaires du gouvernement et de la monarchie française“,

4) „Ce sont vos ennemis, ce sont ceux qui désirent le plus de yoir détruite toute influence que vous pourriez avoir.“

5) Span. Arc. 4068 — 23. Sept. 1775; Viry 23. Okt. 1775.

6) „Ils exigeaient qu’elle fût puissante, afin d’en tirer avantage.“ SBa=rante in „Lettres et instructions de Louis XVIIL“ (Paris 1845), Einl. GS. 72.