Die Französische Revolution

Ludwig XVI. bis 1787. 35

nahm niht ruhmlos an dem Kampfe teil, ſo daß die Schlappe von 1763 ausgewetßt ſchien. Schon 1777 erkannte Frankreich, das Land, in dem der König ganz in die Vorſtellung von dem myſtiſhen Urſprunge und der Macht ſeiner Krone aufgegangen war, die neue Republik an, und damit nicht genug, es ging mit ihr im folgenden Jahr !) einen Handelsvertrag ein: ein Bund zwiſchen zwei zunächſt ſo ganz anders gearteten Staaten, der jedoch für den einen von bedeutender Wirkſamkeit ſein ſollte! Es iſt richtig, daß Frankreich für einige Jahre den gefährlichen Nebenbuhler nicht zu fürchten hatte und daß ſih ſein Handel ungeſtörter entwi>eln ?) konnte; es iſt auch richtig, daß dadurch wieder die Regierung an Popularität gewann; noch dazu, wo ſie ſich gegen die habsburgiſchen Sirenengeſänge für das erſte noch weiter taub zeigte. Denn, obgleich ſih Kauni noh immer mit der Hoffnung ſhmeichelte, durch die Königin ſich des ganzen franzöſiſchen Miniſteriums zu verſichern ®), und obgleich der Kaiſer ſelbſt bemüht war, durch einen Beſuch, welcher im Frühjahr 1777 ſtattfand, die Beziehungen enger zu geſtalten und ſeinen Schwager für die Tauſchpolitik zu erwärmen, ſo befürchtete Ludwig beſtändig einen Machtzuwachs des Hauſes Habsburg ‘); er hatte deshalb ſchon dem Beſuche nicht freudig entgegengeſehen ®) und er wußte denn auh nicht während Joſephs Anweſenheit ſeine Abneigung zu beherrſchen ©). Jedenfalls behielt Frankreich betreffs des bayriſchen Tauſchplans und der Scheldefrage 7) ſeine eigene Meinung und lehnte Habsburgs Verlangen, das ſich auf den Vertrag von 1756 ſtüßte, 24000 Mann Hilſstruppen zu erhalten, 1778 ab ®). Denn einmal hatte Vergennes die Fernhaltung von einem Kriege auf dem

1) v. Ranke, Die deutſ<hen Mächte (Leipzig 1871—1872), Bd. I, S. 27. Es war im Februar 1778.

2) Tocqueville, L'ancien régime (Paris 1856), S. 279.

3) Kauniß an Mercy, 1. Febr. 1777, bei Unzer, Der Friede zu Teſchen (Kiel 1903), S. 21. Joſeph ſchreibt ſeiner Schweſter (29. Mai 1777): „Tächez de procurer anu roi les sociétés qui lui conviennent; elles doivent être les vôtres.“ Sehr beachtenswert !

4) Unzer a. a. O. S. 5.

5) Viry am 30. Dez. 1776.

6) Viry, 12. Mai 1777.

7) Im Weſtfäliſchen Frieden war mit Rückſicht auf den holländiſhen Handel die Mündung der Schelde für geſchloſſen erklärt worden; Joſeph empfand dieſe Beſtimmung, welche Belgiens merkantilem Aufſhwung im Wege war, ſehr unangenehm.

8) Koſer a. a. O. Bd. II, S. 525.

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