Die Französische Revolution

56 Zweites Kapitel.

Feſtland empfohlen; außerdem betonte Ludwig jezt ſeine aus dem Weſtfäliſchen Frieden ſtammende Verpflichtung, den deutſchen Fürſten ihren Beſiß zu wahren !). Die öſterreichiſchen Pläne hatten demnach niht in Verſailles auf Unterſtützung zu rechnen; ebenſowenig hatten der Königin Ränke Erfolg gehabt, ſo daß es damals heißen konnte, ſie wäre überhaupt ohne Einfluß, nachdem wenige Jahre vorher (\. S. 31) ihre Macht ganz anders beurteilt worden war; auch ihr Vorſatz, die gegneriſchen Parteien in ihrem Mittelpunkte und Vergennes zu ſtürzen, ſcheiterten ?). — Wenn aber Friedrich der Große verſucht hat, in Paris an Boden zu gewinnen und Frankreich zum Abſchluß eines Bündniſſes dur das Verſprechen zu bewegen, ihm Brügge und mehr feſte Plätze, nach denen ſhon Ludwig XIV. geſtrebt hatte, zu verſchaffen ?®), ſo hielt ſih unſer weſtliher Nachbar zurück ‘), und eine Allianz kam nicht zuſtande — wohl aus dem S. 32 genannten Grunde. Aber für eine Vermittlung in den ſ{hwebenden Streitfragen war er im ganzen zu haben ®), bis dann im Jahre 1779 die Zwiſtigkeiten ein vorläufiges Ende durch den Frieden von Teſchen fanden, ein vorläufiges; denn Friedrich der Große ſah mit Sicherheit voraus, daß Joſeph von neuem ſeine Tauſchpläne auf das Tapet bringen würde. Es war alſo den franzöſiſchen Staatsmännern jedenfalls gelungen, in Europa den Frieden zu wahren; in den anderen Erdteilen einen gefährlichen Konkurrenten vorläufig auszuſchalten und dadurch nicht unbeträchtlich zur Hebung des nationalen Wohlſtandes beizutragen; denn Unternehmungsluſt und Reichtum nahmen weiter zu ©).

Aber wie das Einkommen ſo vieler Bürger, deren Intelligenz Frankreich mit ſeinen Aufſhwung verdankte, ſich ſteigerte, in demſelben Maße ging es mit der Staatskaſſe zurück, ſo daß {hon 1780 Vergennes den Krieg mit Rückſicht auf die Finanzen zu beendigen

1) Unzer a. a. O. S. 55.

2) Scarnafis, 21. März 1778; abgedru>t in Flammermonts „ Correspondance secrète (abgefürzt C. 8S.).

3) Unzer a. a. O. S. 66. Marie Antoinette gab ſi< in der Zeit alle Mühe, Preußen um ſeine Sympathien zu bringen; faſt ununterbrochen war ja au< Friedrihs Vertreter, Gol, bei ihr in Ungnade (Unzer a. a. O. S. 47 und Scarnafis' Brief vom 21. März 1778).

4) Koſer a. a. O. Bd. II, S. 525. 5) Unzer a. a. O. S. 316. 6) Tocqueville a. a. O. S. 279.