Die Französische Revolution
Ludwig XVI. bis 1787. 37
wünſchte !). Zwar hatte Ne>er lange Zeit die Hoffnung, durh Sparſamkeit dem Bankerott vorzubeugen, aber wir wiſſen chon, wie wenig dergleichen ſih bei den Anſprüchen einzelner Mitglieder des königlichen Hauſes wird ermöglichen laſſen. Denn beſtändig nahmen die Königin und der Graf Artois, die in finanzieller Bedrängnis waren, die Hilfe jener in Anſpruch. Und merkwürdig! Wir hören, daß er, der Bürgerliche und Proteſtant, die faſt ungeteilte Anerkennung des Hofes genoß. Er fann daher kein zu ſtrenger Mahner zur Sparſamkeit geweſen ſein, und niht bloß in Verſailles, ſondern auh von Kaiſer Joſeph wurde ſein Ruhm verkündet ?); ja ſogar berichtet deſſen Geſandter Mercy am 14. März 1780 nah Hauſe, daß man jezt ohne Sorge um die Zukunft Frankreichs ſein könne: welch ein Fortſchritt ſeit 1776 ?) und zwar in der Ära Necter, ſo daß der König mit Befriedigung auf ſeine biS8herige Regierungszeit ſchauen konnte (Edikt 1453 — 1. März 1781)! Das ganze Jahr 1780 hindurch genoß jener noch das größte Anſehen. Aber es war die Frage, wie lange es ſo blieb; denn in Wahrheit waren ſeine Erfolge nur Scheinerfolge, da die Zinſen der Anleihen an und für ſich ſhon ein ſ{hönes Kapital verſchlangen; überdies ſcheute er ſich, die Bedürfniſſe des Hofes einzuſchränken: vor den Pforten des Verſailler Schloſſes alſo hielt er mit ſeinen Reformplänen immer ſtill Y). Daher betrug das Defizit am Ende des Jahres 1780 nicht weniger als 115 Millionen, ein Jahr ſpäter gar 219 Millionen ©). Wie ſollte das enden? Auf die Dauer durfte auh Necker ſich nicht der Einſicht verſchließen, daß gründliche Reformen vor ſich gehen mußten, um dem Staate Geld zuzuführen. Der Schaden wäre bald gehoben geweſen, wenn er die Aufhebung der Steuerprivilegien durchgeſeßt hätte, mit anderen Worten, wenn die Prinzipien der Steuergeſeßgebung gerechter geworden wären. Obgleich Necer in ſeinem „Compte rendu“ von 1781 fi dieſer Einſicht nicht verſchloſſen zu
1) Immiqch a. a. O. S. 424.
2) Im 2. Bande von Mercys Briefwechſel S. 338.
3) Siche S. 29, Anm. 1.
4) Carré a. a. O. S. 112 und Debidour (Étude sur la révolution française) GS. 15. Nach leßterem wurden dem Grafen von der Provence 25 Millionen, Artois 56 Millionen Frank Schulden bezahlt. Die Polignacs, der Freundesfreis der Königin, erhielten auf einmal 1200000 Frank.
5) Schuld iſt au< daran, daß ſo viele Penſionen gezahlt wurden. Auch die Unterſchleife in den Miniſterien waren beträchtli< (z. B. ſiehe den Brief Marie Antoinettes an Joſeph vom 20. Dez. 1789).