Die Französische Revolution

Ludwig XVI. bis 1787. 41

auh ſeine Überlegenheit zur See einbüßte "), und Ludwig hatte Urſache, dem ſpaniſchen Miniſter Aranda als Zeichen ſeiner Anerkennung ſein überlebens8großes Bild, das ſih jezt noh im Madrider PradoMuſeum befindet, zu ſchenken. Jm ganzen war alſo der Plan, Englands Macht zu beſchränken, geglückt, und ſelbſt Joſeph gab zu ?), daß Frankreih mit Ruhm und Vorteil aus dem Kriege gegangen iſ: man hätte denken können, daß dieſes Land die Epoche des Tiefſtandes unter Ludwig XV. endgültig überwunden und ſich bald wieder in Ludwigs XIV. oder Fleurys Ruhmesbahnen bewegen würde. Hatten doch, wie Treitſchke uns erzählt, die Holländer dem franzöſiſchen Admiral Suffren als dem Verteidiger ihrer indiſhen Provinzen ein Denkmal errichtet. Darum erwächſt Frankreich aber die Aufgabe, ſih das Errungene zu wahren und ſi<h vor England zu hüten, — was auch Joſeph in demſelben Brief hervorhebt —; denn dieſes trachtete natürlich danach, feine alte Macht wiederzugewinnen. Es ſchien ſogar eine Zeitlang, als ob Frankreich am Staate Friedrichs des Großen, des alten Gegners Öſterreichs, eine Stütze ſuchte, ſolange wenigſtens ein Bund zwiſchen Öſterreich und Rußland befürchtet wurde ®). Daher findet der Prinz Heinrich, der Bruder des Preußenkönigs, als er im September 1784 nach Verſailles kommt, eine begeiſterte Aufnahme ‘), und ſchon deshalb jubeln ihm die Franzoſen zu, weil der Kaiſer dem franzöſiſchen Jntereſſe entgegengehandelt hat ®). Daher will Vergennes, der die öſterreichiſchen Ränke ®) ſatt hat, bei der nächſten Unfreundlichkeit 60000 Mann an die belgiſche Grenze werfen laſſen. Weil alſo Ludwig nicht der politiſche Schleppenträger Joſephs ſein wollte, weil er ſih in der bayriſchen Tauſchfrage, die damals wieder akut wurde, freie Hand ließ, läßt es ſich erklären, daß jenem wiederum von den Habsburgern jedwede ſtaats-

1) Joſephs Brief vom 9. Sept. 1783 (bei Arneth S. 33).

2) Sein Brief an Marie Antoinette vom 9. Nov. 1783 (bei Arneth S. 32).

3) Span. Ar. 4096 — Sept. 1783; 24. März 1784 (wo auch geſagt wird, daß alle Staatskunſt darin beſtehe, Friedrih niht {hublos zu laſſen, no< dazu, wo Joſeph an die Wiedererwerbung Schleſiens denkt); 16. April 1784.

4) Siehe ſeinen Brief an den König (im Preußiſchen Staatsarchiv). — Überhaupt hat Ludwig XVI. im Unterſchiede zu ſeinen Vorgängern gegen Preußen nie etwas Feindſeliges unternommen. v. Ranke, Sämtliche Werke, Bd. LT—LII, S. 398.

5) Unter anderem ſcheut die Königin niht davor zurü>, ihren Bruder über die Vorgänge aus der Beratung des Königs mit Miniſtern zu unterrichten (Brief vom 5. Nov. 1784, bei Arneth S. 45): es kommt das faſt dem Landesverrat gleich.

6) Span. Arch. 4096 — 4. Auguſt 1784.