Die Französische Revolution

42 Zweites Kapitel.

männiſche Befähigung abgeſprochen und daß dem Jngrimm in herben Worten über die erlittene Treuloſigkeit Ausgang verſchafſt wurde !). Nicht als ob ſih auh Ludwig dem Preußen ganz und gar verſchrieben hätte! Vielleicht weil jene Vorausſeßung eines dauernden Kaiſerbündniſſes nicht eintraf, vielleicht weil die Mittelloſigkeit des franzöſiſchen Staates eine großzügige Politik mehr und mehr aus\hloß, wenngleich Frankreich ſhon 1783 dur<h den Friedens\{hluß die Hände frei befommen hatte, vielleiht auh, weil Ludwig dem Wiener Hof doh noh einige Rückſicht zu ſchulden glaubte ?), er vermochte nicht, die Hand ?®) des großen Friedrich, des Todfeindes des Hauſes Habsburg, zu ergreifen. Wir haben eben den Frieden von 1783 erwähnt. Durch denſelben waren die Aufwendungen, welche bisher für den Krieg gemacht werden mußten, in Fortfall gekommen, und das eine große Erleichterung für die Verwaltung bedeutete. Mit dem Ruhme des großen Krieges bede>t, der Handel und Verkehr nicht unbedeutend angeregt hatte, hätte die Regierung beginnen fönnen, Verfaſſung und Verwaltung zu reformieren, wie es damals in England durch den großen Pitt geſchah. Dieſer hatte nämlich, in Erkenntnis der Schäden, durch die ſein Vaterland einen Teil der Kolonien verloren hatte, zunächſt dem perſönlichen (abſoluten), aber mit den Adelsparteien in ewigem Kampf liegenden “) Königtum ein Ende gemacht, und es iſt hervorzuheben, daß König Georg TI. fih 1784 freiwillig auf das abſolute Veto und die Miniſterernennung hatte beſchränken laſſen ®): durh Pitt wurde die Volks vertretung die andere Potenz im Staate, nachdem es ihm geglüctt war, die Adelsherrſchaft zu brechen und der Korruption ein Ende zu machen. Manches hat auh er noh nicht erreicht, doch hat er die Mehrheit des Volkes für ſeine Politik gewonnen. Auch wirtſchaftliche Förderung erfuhr dasſelbe dur<h ihn. Jndem er ſich zum Herold der Smithſchen ®) Jdeen machte, ſetzte er es durch, daß

1) Au laſſen Joſephs Worte: „combattu entre les intentions de la reine et le raisonnement de la fausse politique de ses ministres, il (Louis) se laisse entraîner par les derniers“ tief bliden.

2) Immich a. a. O. S. 430—432.

3) Politiſche Korreſpondenz Karl Friedri<hs von Baden, Bd. IT (Heidelberg 1888), S. 78, Anm. 2.

4) Gneiſt a. a. O. S. 707.

5) Salomon, W. Pitt (Leipzig 1906), 2. Teil, S. 164.

6) Salomon a. a. O. S. 178. 296. Smith ſagte 1787 ſelbſt, Pitt verſtehe ſeine Gedanken beſſer als er.