Die Französische Revolution

44 Zweites Kapitel.

privatrechtlicher Art leicht ausgeſöhnt wird. Beſſer war es ſchon, dieſer warf einen Blik nah England und führte zuſammen mit einer Volksvertretung die Reformen durch.

Reformen! Waren denn dieſe überhaupt notwendig? oder gar wünſchenswert? Der Königin nebſt ihrem Anhange, dem Grafen Artois und den Polignacs konnte es nicht angenehm ſein, wenn ſie in ihren Ausgaben beſchränkt wurden und ſie ſih mit dem begnügen mußten, was ihnen die Volksvertretung bewilligte. Es traf ſich für ſie günſtig, daß Herr v. Calonne !), der am 3. November 1783 nah der kurzen Amtsführung Joli de Fleurys und Ormeſſons an die Spiße der Finanzverwaltung gerufen worden war, den Kredit ſo prächtig zu heben verſtand und Sparen nicht für notwendig hielt: was Wunder, wenn er bald ein Liebling der Hofpartei wurde. Sein energiſches, ſelbſtbewußtes Auftreten wußte nämlich Kredit zu erwe>en und neue Geldquellen zu erſchließen, ohne eine Steuerreform nötig zu machen oder an den Sä>el der Privilegierten zu greifen. Es konnten daher weiter große Summen zur Beſtreitung der Vergnügungen, welche die Königin nötig hatte, ausgegeben werden. Wie mit den Staatsgeldern umgegangen wurde, beweiſen die Summen, mit denen die mitunter recht fadenſcheinigen Dienſte Beaumarchais? belohnt wurden, beweiſt die Halsbandgeſchichte, beweiſen die Gelder, welche die Prinzen noh weiter zur Bezahlung ihrer Schulden aus der Staatskaſſe erhielten, beweiſt der Ankauf von St. Cloud. Und was ſagte der König dazu, er, der doh ſonſt ſih der Beeinfluſſung ſeiner Gemahlin zu entziehen ſuchte? Er war mit Calonne ſhon aus dem Grunde zufrieden, weil deſſen Mangel an Unternehmungsluſt, ſeine Abneigung gegen Reformen, keine Befürchtung etwaiger Bevormundung in ihm auffommen ließ ?). Seinen Standpunkt erhellt die ferner Tatſache, daß er die Königin in ihrer Verſchwendung gewähren ließ, daß er es für eine große Sparſamkeit hielt *), wenn er ſeinen Marſtall von 3000 auf 2700 Pferde ver-

1) Er hatte Vergennes (Wahl, Vorgeſchichte S. 305), niht Marie Antoinette, welche für Brienne (Sepet a. a. O. S. 147) oder vielleicht für Ne>er eintrat (möglicherweiſe gilt auh hierfür das von Barante S. 75 Geſagte), ſein Amt zu danken: in dieſer Beziehung war ſie alſo gegenüber ihrem Gemahl nicht einflußrei< genug. Nah Barante a. a. O. (Einl. S. 71) hatten die Polignacs und Artois ihm das Amt verſchafft.

2) Mercys Brief vom 1. März 1787.

3) Mercy am 19. Mai 1787.