Die Physiognomie des Menschen

Zauberei und der Magie beschuldigt und kam vor das Inquisitionstribunal. Er verteidigte sich dort so gut, daß er freigesprochen werden mußte. Jedoch verbot ihm der Papst Paul IIl., in Zukunft Versammlungen einzuberufen und sich fernerhin mit den „verbotenen Wissenschaften“ zu beschäftigen. Porta löste den Zirkel „Di Secreti” auf, setzte aber seine Studien unbeirrt weiter fort. Seine tief im Inneren verwurzelte Religiosität wurde durch diesen kirchlichen Mißgriff nicht beeinflußt. Das ruhige Gleichgewicht der Seele ließ er sich nicht nehmen. Auf einer Reise nach Rom befreundete er sich mit dem Kardinal d’Este, einem feinsinnigen Aristokraten, dem er seine „Physiognomie“ widmete. Trotz aller Feindseligkeiten begann sein Ruhm mehr und mehr zu wachsen. Er wurde Lehrer der Mathematik, Physik und Naturwissenschaften an einer im Jahre 1605 zu Neapel gegründeten Akademie. In den Gelehrtenkreisen der führenden Staaten war sein Name bekannt und geehrt. Ein Beispiel sei angeführt: Der deutsche Kaiser Rudolph II. schickte ihm durch seinen Hauskaplan einen äußerst verbindlichen Brief, in dem er ihn bat, einen seiner Schüler an den deutschen Hof zu schicken, damit man einen gleichsam autorisierten Vertreter des berühmten Gelehrten zur Hand habe. — Am 4. Februar 1615, im Beginn des 70. Lebensjahres, setzte der Tod dem fruchtbaren Schaffen Portas ein Ende. Er starb in Neapel, seiner Heimatstadt, dem Hauptplatz seines Lebens und Wirkens, und wurde in einer kleinen Kapelle aus weißem Marmor, die er in seinen letzten Jahren in der Kirche von St. Laurent hatte bauen lassen, prunkhaft beigesetzt, betrauert von der Gelehrtenwelt ganz Europas. Während vor etwa hundert Jahren Portas Name und Werk in der Literatur noch des öfteren angeführt werden, sind sie heute nahezu vergessen, Wenn man aus der Auflageziffer eines Buches auf seinen Einfluß schließen darf, müssen Portas

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