Die Physiognomie des Menschen
Bücher eine sehr große Verbreitung und tiefgehende Wirkung gehabt haben. Es ist viel Interessantes in ihnen zu finden. Neben der Unmenge von Kleinarbeit im Zusammentragen von Material, die auf das Konto des Sammlers zu setzen ist, geht niemals die klare Linienführung des groRen Geistes verloren, der mustert und sich dort, wo seine Erklärungsmöglichkeiten versagen, auf reinliche Niederschrift beschränkt, ohne sich von abstrusen Hypothesen sein Urteil trüben zu lassen, immer unmittelbares Erfühlen des Lebendigen in den Vordergrund stellend. Im Gegensatz zu anderen Schriften jener Zeit sind die seinen ausgezeichnet durch methodische Klarheit, systematische Sauberkeit und peinliche Genauigkeit, worauf sich wohl ihr didaktischer Wert und Erfolg zurückführen lassen dürfte. Betonte Empirie und zurückhaltende Theorie vereinigen sich harmonisch, gleichen ihre gegenseitigen Mängel ab und fundieren einen lebensnahen Rationalismus. Goethe schreibt in seiner „Geschichte der Farbenlehre“ über Porta: „.... eine genauere Beachtung dessen, womit er sich beschäftigt, würde der Geschichte der Wissenschaften höchst förderlich sein. Will man ihn auch nicht für einen solchen Geist erkennen, der fähig gewesen wäre, die Wissenschaften in irgend einem Sinne zur Einheit heranzurufen, so muß man ihn doch als einen lebhaften, geistreichen Sammler gelten lassen. Mit unermüdlicher, unruhiger Tätigkeit durchforschte er das Feld der Erfahrung; seine Aufmerksamkeit reicht überall hin, seine Sammlerlust kommt nirgends unbefriedigt zurück. Nähme man seine sämtlichen Schriften zusammen, das physiognomische Werk und die WVerheimlichungskunst (wahrscheinlich ist damit die unter Nr. 2 genannte Schrift gemeint, d. Hrgb.), und was sonst von ihm übrig ist, so würden wir in ihm das ganze Jahrhundert abgespiegelt erblicken.“ Wobei erklärend zu bemerken wäre, daß Portas Sammeltätig-
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