Die Physiognomie des Menschen
Steckt der Mensch voller Laster, so steht er noch unter den Tieren, die zum Vermeiden der Laster nicht die nötige Einsicht haben. Die alten Physiognomiker nannten solche Leute gottlose Toren und faßten damit ihre Dummheit, Boshaftigkeit und Roheit zusammen. Wie es zahme, sanfte und wilde, schlimme Tiere gibt, so unterscheidet man auch die Menschen nach ihren Zeichen in wilde, rohe und gütige, gebildete, die rauh oder glatt, hart oder weich, feucht oder trocken sind. Wir besprechen zunächst nach Polemon und Adamantius die Zeichen des gottlosen Toren, des wilden, überaus schlechten Menschen, und vergleichen ihn den grimmigen Bären, die nach Philostratus töricht, verschlagen, schädlich, treulos und betrügerisch sind und wilder als alle anderen Tiere.
Der gottlose Tor, den Bären vergleichbar:
Starre Haare. Harter, schmaler, spitzer Kopf, Ohren schlapp, sehr groß. Hals und Nacken rund. Harte, rauhe Stirn. Augen dunkel, klein, trocken, tiefliegend, triefend. Starrer Blick. Schmale, längliche Wangen. Langes Kinn (nach meiner Ansicht kleines Kinn wie bei den Schlangen). Mund geschwätzig und so lang und weit, daß das Gesicht quergespalten scheint. Krumme Gestalt, Großer Bauch. Dicke Muskeln. Hände und Füße länglich, fett und hart. Haut blaß gefärbt wie bei den aus Schlaf oder Rausch Erwachenden. Blökende, häßliche, kleine, wilde Stimme.
Der Tierische:
Haare dicht, ganz rot. Backen und Rücken behaart. Hochgezogene Schultern. Kurze, fette Füße. Lange, schmale, krumme oder fleischige Nägel. Kurze, dicke Finger. Graugelbliche Augen. Verwachsene Brauen.
Der durchaus schlechte Charakter: Schiefe Nase, Gesicht häßlich oder klein und gelb. Bartlos. Schlaffe Sprache. Magere, spitze
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