Die Physiognomie des Menschen
breitete seine physiognomischen Untersuchungen auch zuerst über den gesamten Bau des Menschen und alle seine äußeren Organe. Erwägt man daher diese seine, wenn auch in der dunkeln Zeit mit vielem Wunderlichen und Irrigen vermischten Betrachtungen recht, erkennt man, wie er von der Gesamtbildung ausgeht und die Bedeutung deren verschiedener Verhältnisse bespricht, sieht man dann, wie nichts seiner Betrachtung entgeht, wie er bemüht ist, in allem eine gewisse seelische Bedeutung nachzuweisen, wie er vom Kopfe und Kopfhaar anfängt, dann alle Teile des Antlitzes, des Stammes, der Glieder, bis zu den Nägeln der Finger und Zehen durchgeht, und nirgends den erklärenden und zugleich beweisenden Rückblick auf die Tierwelt beiseite setzt, so bekommt man eine wahre Achtung vor einem Geiste, welcher in einer im allgemeinen so wenig wissenschaftlichen Zeit einen großen Gedanken erfassen, verfolgen und in dieser Weise aussprechen konnte. — Jedenfalls verdient er als der erste und bis auf die neueste Zeit einzige betrachtet zu werden, welcher des Gesamtbegriffs dessen, was ich nun mit einem umfassenden Namen die Symbolik der menschlichen Gestalt genannt habe, wirklich fähig war, und es ist nur eine ganz gerechte Anerkennung, wenn Broussais in seinen „Lecons de phrönologie“ von Portas Buch sagt: „Ce livre contient des vues beaucoup plus philosophiques qu’on ne pourrait en supposer dans ce temps &loigne.“ — Da diese vorliegende Neuausgabe hauptsächlich die Eigenschaft als Quellenschrift hervorhebt, erübrigt sich eine eingehendere sachliche Kritik. Natürlich wäre vom heutigen Standpunkt der Wissenschaft rückschauend sehr vieles zu bemängeln. „Seine Kritik ist nicht die vorsichtigste: denn wo ihm Aristoteles, Polemon oder Adamantius nicht zupassen, da nimmt er sogleich seine Zuflucht zu der Vermutung, daß der Text verdorben sei.“ (Fülle-
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