Die Physiognomie des Menschen

rein morphologisch aufgefaßt wurden. Schon wenig später begründete man die Temperamente mit vier Eigenschaften des Körpers, mit dem Mischungsverhältnis von Hitze, Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit, indem man die alte Elementenlehre des Empedokles (s. Anm. 10) in die Humoralpathologie einbezog. Hier beginnt bereits die funktionale Betrachtungsweise, bis dann später das rein Bildhafte des Temperamentum, der Mischung, ganz vergessen wurde und man unter Temperament lediglich die Art der Reaktionsabläufe verstand. Wenn Porta vom Melancholiker redet, meint er damit den schwarzgalligen Menschen, wie er „leibt“ und „lebt“ (so drückt es die tiefe Weisheit der Volkssprache aus), während wir dabei nur an psychische Dynamik zu denken pflegen, deren leibliche Grundlage wir ganz vergessen haben. Dieser Wandel in der Auffassung der Temperamente geht mit der Entwicklung der Psychologie konform, die als reine Bewußtseinslehre nur noch funktionelle Abläufe kannte. Erst neuerdings beginnt die Wissenschaft eine späte Umkehr in die Gestaltenkunde, in der die Ganzheit des Lebendigen im Vordergrund steht. — Die klarsten und besten, grundsätzlich Neues bringenden Arbeiten in dieser Hinsicht sind die in Anm. 4 erwähnten von Theodor Lessing.

‘o) ad Empedokles: Empedokles von Agrigent (heute Girgenti) in Sizilien, der bekannte Philosoph, begründete die Lehre von den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde, denen die vier Grundqualitäten Wärme, Feuchtigkeit, Kälte und Trockenheit entsprechen sollten, deren Harmonie die Gesundheit bedinge.

t) ad Hermes: In der Literatur wird des öfteren ein Hermes Trismegistus erwähnt, der sich mit Astrologie und Physiognomik beschäftigt haben soll. Er ist eine sagenhafte Persönlichkeit, angeblich ein Zeitgenosse von Moses. An Werken werden ihm (wohl fälschlich) zugeschrieben: De Melomantia. — latromathematica. — Centiloquium. — Über sein Leben ist nichts Näheres bekannt.

2) ad Trogus: In der Literatur finde ich nur einen Trogus Pompejus erwähnt, der ums Jahr 9 n. Chr. lebte. Er verfaßte die erste lateinische Universalgeschichte (Historiae Philippieae), von der nur die Prologi und ein Auszug von Justinus erhalten sind. Außerdem soll er verschiedene botanische und zoologische Werke geschrieben haben. Näheres s. Teuffel, Geschichte der römischen Literatur.

’”) ad Philon: Außer dem Namen Philo aus Lakedämon ist von diesem Mann nichts mehr bekannt. Aristoteles, der ihn angeblich zitiert haben soll, nennt ihn nicht. Von verschiedenen Seiten ist die Vermutung geäußert, es liege eine Verwechselung mit Polemon vor, dessen Name öfters ähnlich abgewandelt angeführt wird (s. Anm. N.

24) ad Loxus: Loxus, Loxius oder Loxias (erwähnt auch bei Origenes Contra Cels. I. p. 26.). Sicheres über ihn ist nicht bekannt. Aö£ios heißt der Schwankende und war ein Beiname des Apollo, der zugleich seine Weissagungsgabe und die Unbestimmtheit seiner Orakel bezeichnen sollte. Falls er überhaupt eine historische Persönlichkeit war, muß er vor Aristoteles gelebt haben. Seine angebliche Schrift De Phy-

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