Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents
in Frankreich. 21
zwölfjährigen Knaben folgende eingetrichterte Anſprache halten mußte: „Das Licht Jhrer Philoſophie iſ es, dem der Franzoſe das Glü> verdankt, in dem Franzoſen eines andern Cultus ſeinen Bruder zu erkennen. Troß der Bemühungen eigenſüchtiger Aufrührer, den Jrrthum zu verewigen, haben Sie jene erhabene Wahrheit in das hellſte Licht geſetzt, die Voltaire unter der Herrſchaft der Deſpoten ſo oft vergeblich ausgeſprochen hat: die Tugend des Menſchen wurzelt nicht in ſeinem Glauben.“
Vom Jakobinerklub zog die Schaar in die Nationalverſammlung, wo ein anderer Knabe folgende Rede aufſagen mußte: „Kaum gus den Händen der Religion hervorgegangen, ſind wir hierher geeilt, um Jhnen die Huldigung unſeves frommen Patriotismus darzubringen. Wie ſehr muß dieſe bewunderungswürdige Revolution gerade uns zur Dankbarkeit auffordern; uns, die wir im Begriffe ſtehen, aus dieſem glücklichen Alter herauszutreten, in welchem man noch keine Unterſchiede, keine Ehrſucht , keine Glü>sgüter kenut; uns, die wir verurtheilt waren zur Schmach der Sklaverei und der ſ{limmſten Erniedrigungen! Sie haben jene ſtolzen und laſterhaften Menſchen beſchämt, deren Herrſucht alle Mittel ausfann, das vollkommenſte Werk der Gottheit zu erniedrigen. Nun ſind wir frei, nun können wir auh tugendhaft ſeyn. Dank darum Jhnen, Väter des Vaterlands, Schöpfer der Freiheit! Wix werden feſthalten an den unverjährbaren Menſchenrechten, die Sie mit ſo vielem Muthe wieder aufgerichtet haben. Wenn Sie den Nuhm hatten, Frankreich gänzlich frei zu machen, ſo wird es an uns, dem heranwachſenden Geſchlechte ſeyn, dieſen Gewinn bis an die Grenzen beider Erdhälften zu verbreiten. Das ſei fortan unſer Ruhm, Gott! Freiheit ! das iſt unſer Wahlſpruch ; bald wird er der aller Nationen ſeyn, Bis guf den heutigen Tag waren wir nur Kinder der Religion; wenn Sie uns adoptiren wollen, ſo werden wir nunmehr Kinder des Vaterlandes werden; wir werden Männer, werden Bürger werden, und das Vaterland