Die Schule und die Revolution bis zum Ende des Convents
in Frankreich. 3
große Mädchenerziehungsinſtitut Saint-Cyr !) ſowie auf den berühmten Epiſcopat Frankreichs hinzuweiſen, unter welchem ſich der edle Fenelon unſterblichen pädagogiſchen Ruhm errang. Jene Biſchöfe des 17. Jahrhunderts trugen ſol<he Fürſorge für die Volksſchule, daß ſie den Geiſtlichen ſogar die Auflage machten, das Volk zu Schulſtiftungen anzuregen. So kam es, daß es bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts faſt in jeder franzöſiſhen Gemeinde eine Elementarſchule gab. ?) Gleichwohl dürfen wir uns nicht von Enthuſiasmus für die Schulen der alten Zeit hinreißen laſſen, denn ſie entſprachen ſicherlih niht den Erwartungen und Anforderungen, die wir heute an ſie ſtellen. Wer aber deßwegen auf der Höhe des 19. Jahrhunderts über jene Schöpfungen der Vergangenheit die Naſe rümpfen wollte, der dürfte ſi< auch, wie Macaulay ſagt, für einen größeren Feldherrn halten, als Hannibal und Câſar waren, weil dieſe das Schießpulver nicht fannten. „Es war für die beſten und größten Menſchen vor 200 Jahren unmöglich, das zu ſeyn, was ein Alltagsmenſch in unſerer Zeit ſeyn kann und muß. Aber es iſt zu arg, daß die Wohlthäter der Menſchheit, nachdem ſie von den Dummköpfen ihrer eigenen Generation geſchmäht worden find, weil ſie zu weit gegangen ſeien, von den Dummköpfen der nächſten Generation geſ<hmäht werden ſollen, weil ſie nicht weit genug gegangen ſeien“.?) Wir dürfen alſo mit voller Unparteilichkeit die Mängel und Fehler jener alten Schulen zugeſtehen. Sicherlih wurde weniger gelehrt , als jeßt, aber man ließ das Kind auh Kind ſeyn; Schulzwang, wie man ihn jeßt auffaßt, beſtand niht; dennoch konnten 1668 bei 100 Trauungen 46 Männer und 12 Frauen, 1789 ſchon 73 Männer und 46 Frauen ihren Ehepakt unterzeichnen. ‘)
1) St. Beuve, Galerie de Femmes célèbres, 121 ffff. 2) Brunetière loc. cit. S. 939. Duruy, loc. cit. S. 7. 3) Macaulay, Essais: Sir Jakob Matkintoſh. 4) Brunetière, loc. cit. GS. 945.
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