Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

Es

7z ‚Scheint dieses Buch in Kampfesstellung zu sein, ‚so ist das

Kann! gegen das eigenste Ich. Soll durch dieses Buch jemand getroffen werden, so werde

‚nur der Schreibende selber getrofien.

Sehe niemand in diesem Werke etwas anderes als das Gericht einer Seele über sich selbst. - Dennoch gilt für jeden die tiefe Forderung des Pindar: Werde, der Du bist! Dieses Buch ist ein philosophisches Buch. Und so weit es das ist, muß es, wie von einem fernen Sterne mit Augen eines Überirdischen blicken und vom Leser fordern:

‚Seien wir mehr als nır Menschen.‘

2:

Die Massenvermehrung der kaukasischen Menschheit.

„Vieles ist mächtig, nichts ist mächtiger als der Mensch“.

Sophokles, Antigone 552—-582.

Schätzen wir die Anzahl aller Menschen auf 1800 Millionen,

so leben davon 900 Millionen, also die Hälfte in Asien, obwohl das kleine Europa etwa sechsmal dichter bevölkert ist, als das weit geräumigere Morgenland. Mit einem nicht allzu kühnem Bilde könnte man sagen, daß unser Weltteil sich zu Asien verhalte, wie das Gehirn zum übrigen Leibe. Und wie das Gehirn droben im Haupte leicht, frei und selbstherrlich, die ganze schwere unbewußte Körpermasse zu lenken berufen ist, so scheint dieses vorgeschoberte und abgelöste Inselchen Europa, das am träumenden Rumpfe der alten Erdenmutter befestigt liegt, wie ein winziges Köpfchen auf massigem Stiele — („top-heaved“ nennt's der Engländer) —, dennoch befugt zu sein, die Herrschaft über die ganze Menschenwelt anzutreten. Denn nicht nur Wissen und Können, Komfort, Zivilisation, Maschinenwesen und Technik, sondern im weitesten Sinne Alles, was wir mit einem nur im Deutschen gebräuchlichem zweifelhaitem Worte: „Kulturentwicklung‘“ nennen, das heißt der ganze bewußte Willens- und Wissensfortschritt scheint nur dem kaukasischem Menschen, dessen Sprosse ja auch der amerikanische und australische Mensch ist, scheint nur dem

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