Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

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Hannikret aufweist and ern: zeigt, wie man aus dem : Gravitationsgesetz vermittels der matematischen Analysis die sämtlichen Bewegungen innerhalb des Systems in beliebiger Annäherung an ihre Genauigkeit vorausberechnen kann. Damit beginnt Europas kosmische Physik. Die Begründung der AnaIvsis (ankebend mit Descartes) ermöglicht die Unterweriung alles den Sinnen erscheinenden Lebens unter die rechnerische Vereinfachung. Alle rationalen, unmusikalischen, unschöpferischen Geister bauen fortan an dem großen Bau dieser losificatio. Die Aritmetisirung der Geometrie wird das Werk abstrakter (vornehmlich englischer, deutscher und jüdischer) intelligenzen.”) Eine vergebliche Gegenbewegung pilanzt Goethe.

6. Form und Grenze fällt! — Die nicht euklidischen Geometrien wachsen empor. Der Gedanke Giordano Brunos (de l infinito universo.et mondi 1584), einst beantwortet mit Bannstrahl, Scheiterhaufen und Folter, ist nun die allgemeine Atemluft. „Gottes kristallenes Firmament“ wandelt sich in einen

„endlosen Raum“, angefüllt mit zahllosen Sonnen, Monden, Planeten und Kometen.

7. Von nun ab wird die ganze nleibars Sichtbarkeit der ° Gestaltenwelt vollständig unglaubwürdig. Ein Mittleres wird eingeschoben zwischen den Menschen und sein Erlebnis. Die Welt ist nicht mehr das, was das Auge sieht und was das Herz glaubt. Nein! Die Welt muß durch ein künstlich erweitertes Auge umgebaut und gedanklich veriestigt werden. Zwischen das Auge und seine Phänomene schieben sich: Kleinrohr, Fernrohr, Camera obscura. Das unmittelbare Weltbild wird frag würdig. Zuletzt kommt es abhanden.

8. Das mittelbare Weltbild ist nın da! Kaum noch ein ‚Bild‘ zu nennen. Denn es ist de Tatdes Geistes. Es macht den Menschen als Geist ebenso übermütig, wie es den Menschen als Seele unsicher macht. Nur der wissende Mensch kann fürder mitreden. Das menschliche Machtgefühl wächst. Das menschliche Seinsgefühl aber schwindet. Gewaltig wird der Mensch als Besitzer des geistschafienen Werkzeugapparates, welcher fähig macht, alle Geheimnisse zeugender Lebensmächte zu beschleichen, zu errechnen, zu be-

*) Vergl. meinen Aufsatz „Psychologie der Matematik“ in Zeitschr. #. experim. Pädagogik, herausg. v. E. Meumann IX %.