Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

heit lächelt. Sie weiß: keine Arbeit, keine Denktechnik, keine Wissenschaft, keine Leistung wäre je im stande die Gnade ihrer Gunst zu erlangen. Sie ergab sich in langen, endlosen Jahrtausenden aus der unzähligen Kette grübelnder Geister nur wenigen Erwählten. Sollte sich aber je solch ein ‚echter Philosoph‘ um sie bemühen, lächelnd würde sie sagen, wie die junge Venetianerin zu Jean Jacques Rousseau:

„Lasei la donna. Studi matematica.“

AA. Das Weltbild der Kunst.

Kunst ist Nachbildung der Natur. Aristoteles.

Frage die bildenden Künstler des Abendlandes, was Kunst sei: sie antworten Dir sicherlich mit irgend einer Umschreibung des Aristotelischen Unsinns: Kunst sei Nachbildung der Natur. Grade als ob sie wüßten was Natur sei. Sie leben eben in dem Gewohnheitswahne, daß eine „objektive Natur“ einfach gegeben und da sei. Denn sie haben noch nicht gemerkt, daß ihre sogenannte Natur durch eine Zwischenwand von Erlebnissen hindurch eben nur gedanklich gesetzt und fest gestellt ist, demnach eigentlich jeder Bewußtseinsgegenstand, sofern er sachlich wahr-genommen wird, doppelt vorhanden ist, nämlich ein Mal: als ein unmittelbares Erleben und sodann als das durch dieses Erleben hindurch vom Menschen aus Gedachte.

Das Haus, der Baum, der Mensch, das Meer ... .. dieses Gegenständliche ist mir sinnlich nie anders gegeben als in Ausschnitten, (Aversen). Bei wechselndem Licht, veränderter Bewegung oder von einem neuem Orte aus sind die Ausschnitte immer andere und anders.

Aber wie sie auch sind, immer denke ich durch sie hindurch den selben einheitlich fest gestellten Gegenstand. Für den denkenden Menschen ist die Vergesellschaftung des unmittelbar Gelebten mit den darin eingewickelten oder besser gesagt durch das Erfahrene vertretenen Zielgesichten so unzerreißbar, daß niemand im stande wäre zu sondern was er wirklich sieht und was er. ansieht als wirklich.