Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

vom Zeitpunkt dieses dinglichen Erfassens an wird der Mensch mitleidlos sachlich. Diese Preisgabe des Seelisch-Lebendigen an das tote Dingwirkliche ist der Triumph einer Mechanik.

Ich will aus tausenden mir zur Verfügung stehenden Beispielen nur zwei Zufallsmerkmale hierher setzen:

1. Der Siegeszug des Kino.

(Aus der infernationalen Zeitschrift „Bild und Film“ März 1922.)

„Im laufe der letzten zwanzig Jahre hat das Kino von Amerika und Europa aus die ganze Erde-erobert. Nur noch Flugzeug und Automobil haben in der Kulturgeschichte eine ähnliche Bedeutung erlangt. Man findet bereits in allen chinesischen, japanischen, indischen Städten Lichtspielhäuser, wo die in Europa abgespielten Filme noch ein Mal zu Ehren kommen. Der Laie macht sich vom Umfang dieser internationalen Industrie keinen Begriff. Man rechnet im Durchschnitt für jeden Film auf 12 Millionen Beschauer. Die großen Städte der alten und neuen Welt besitzen ganze Stadtteile mit Bauten aus Holz, Ton und Stein nur zu Kinozwecken. Hunderttausende leben von der Statisterie beim Film. Filmregie, Filmschauspiel, Filmdichtung ist der blühendste Kunstzweig der Erde. Einzig die Operette hat vermöge ihrer Reißer und Schlager ähnliche Aussichten wie die Filme der <roßen europäisch-amerikanischen Concerns. Was sieht das Volk am liebsten? Schwere Katastrophen, Schiffsuntergänge, Eisenbahnentgleisung, Explosionen, Hinrichtungsszenen, Schlachten, sausende Flugzeuge, gefährliche Gebirgstouren, das zlänzende Gesellschaftsleben der haute volee, die internationale Verbrecherwelt, dies alles errest die lebhafte Neugier und das Entzücken der noch ganz kindlichen und ungeweckten Menschenmassen im. Osten, welche dank des Films langsam emporgehoben werden auf unser Kulturniveau.“

2. Die Wiedergeburt des Volksliedes.

(Aus der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“ März 1922).

Herr Professor Hata in Tokio, der Mitarbeiter Paul Ehrlichs bei der Erprobung des Salvarsan, hatte gelegentlich des Kongresses für Tropenmedizin in Batavia Gelegenheit, der Frambösiebekämpfung in einem Dorfe beizuwohnen. Viele hunderte sammelten sich unter der Leitung von Residenten, Regenten und Dorfältesten. Die Schulmädchen sangen ein malayisches Lied, welches Hata folgendermaßen ins Deutsche übersetzt hat: | „Wenn wir sahen Arzt liefen wir weg und verbargen uns, da wir türchteten eingespritzt zu werden. Wir meinten die Einspritzung uns schaden könnte. .

Durch das gütige Zureden des Regenten von -Padeglang, der den Doribewohnern gab Rat, ließ man sich vom Arzt einspritzen und verschwanden Krankheitserscheinungen innerhalb vier Tagen. Durch diesen Erfolg ist jedermann überzeugt von der guten Wirkung des Ehrlich-Hata. Jeder Frambösieleidende läßt sich nicht durch andere gezwungen spritzen, sondern wir kommen freiwillig.“ -

Herriiches Abendland! Du bringst den ungeweckten Kindern der Erde die Lustseuche und das entsprechende

chemische Gewerbe der Doktoren Hata und Takamine Und

du lieferst auch die dazu gehörige neue Seele und neue Leyer.

abgelöst oder sie von unserm Leben: abgestellt haben. Erst

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