Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

sphäre hineingebaute Werkzeuglichkeit. Wir aber, die. Menschen ums Jahr 1950, haben aus Hochmut und Selbstgerechtigkeit diesen Mechanismus zur Bewältigung des Lebens zum Herrn über das Leben, ja zu seinem Ersatz und Vertreter gemacht und leben nun wie Marionetten und Maschinen nur für ihn und durch ihn. So hat sich die Natur dafür gerächt, daß sie zu des Menschen Sachwert und Gegenstand geworden ist. Das Lebenselement wandelte sich in das Spiel mechanischer Kräfte. Die ihm innewohnenden Bilder und Gestalten in bloße Normen und Ideale der Vernunft. Indem der völlig eigenbezügliche naturentlöste Mensch, wertend und urteilend, die Lebensbilder des Heidentums vergaß zu Gunsten des Geistgottes, hat er der Erde Kinder dem Moloch geopfert. Die künstliche Vereinheitlichung der aus einander getretenen Sphären trat an die Stelle der ursprünglichen Einheit.

Diesen Vorgang, den eigentlichen Kern der Menschengeschichte, möge zum Schluß ein Gleichniß beleuchten.

Als das letzte Glied einer langen Kette werktümlicher und wissenschaitlicher Findungen gelang es uns, in jüngster Zeit das zeit- und raum-überwindende Fernsehen und Fernhören so auszubaun, daß wir voraussichtlich einst die ganze Erde werden übermächtigen können, unabhängig von der unmittelbaren Gegenwart des Gelebten.

Schon heute ist es möglich, die fotografischen Abbilder aller Lebenserscheinungen über Berge und Meere hinüber zu ' leiten. Wir können die photo-chemischen Umsetzungen beim Lichtakt, (Störungen des statischen Gleichgewichts der von Elektronen umgebenen Atomkerne, deren Bewegungsvorgänge völlig entsprechend sind denen des Sternenhimmels), restlos auffangen und umsetzen in elektrische Vorgänge. Diese lassen sich drahtlos leiten über Meere, ja um die ganze Erde hin und wofern sie wieder aufgefangen werden zurückverwandeln in Vorgänge des Lichtes, welche auf der lichtempfindlichen Platte das ursprüngliche Bild neuerlich wieder ergeben.

Grundsätzlich sind wir also schon heute fähig, jede beliebige fotografische Aufnahme zu telegrafiren. Denkt man sich nyn diese Möglichkeit verbunden mit den Techniken des Telephons, Grammophons und farbigen Films, so erscheint es sehr wahrscheinlich, daß wir eines nahen Tages fähig sein werden: jeden Menschen und jeden Gegenstand durch den Raum hin zu projiziren, so daß wir alle, als Fantome und Idole