Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit
nur der Weg ist, um das "Menschengeschlecht zur Verneinung = des Lebens und alle seiner Ulusionen ‚allmählich reif werden zu lassen.“
So stach man mutig-tot das Christentum, Doch ganz allein zu Gottes höhrem Ruhm.
Hegel und Hartmann waren für die Philosophie im Abend- _
lande beispielgebend! Sie waren übervoll erfüllt von der Herrlichkeit unsers europäisch-amerikanischen Fortschritts- und Kulturprozesses. Gelegentlich versteigt sich Hartmann, obwohl sein ganzer ‚Kulturprozeß‘ zuletzt keinen andern Sinn hat, als die Menschheit ‚reif‘ zu machen die Erde ‚philosophisch zu annihiliren‘, zu Ausrufen wie diesem: ‚Alle Völker Asiens sind im Vergleich zum Kulturprozesse des Abendlandes entartet und zurückgeblieben‘. — Hegel aber überbietet noch dieses Selbstgefühl des Kulturmenschen, indem er auf die Frage, warum denn der Prozeß der ‚Selbstentwicklung des Absoluten‘ ausgerechnet nur auf der Erde vor sich gehe, „die beruhigende Auskunft erteilt: „die Erde ist der einzige von vernünftigen Wesen, von Menschen bewohnte Weltkörper, auf welchem die Geschichte des Weltgeistes in seinem Zurückkehren zu sich selbst, d. h. zur absoluten Vernunft sich abspiegelt, während alle andern Gestirne. nur ein bloßer- Lichtausschlag und nur: abstrakte Lichtpunkte sind.“ ....
Wirklich! es ist vollkommen gleichgültig, ob die Philosophie des Abendlands sich für christlich oder antichristlich, optimistisch oder pessimistisch hält; es handelt sich ja doch immer nur um die gleiche Kinderei: um die Selbstgerechtigkeit des das Wandellose nur als Geschichte, nur als Zeit begreifenden Menschengeistes.
Dieser Geist als das Wesen von Geschichte und Fortschritt reicht genau so weit wie Geschichte und Fortschritt selber reichen. Der Beginn der Geschichte ist eben nichts Anders als das Erwachen des hoministischen Wahns.
Die ältesten Überlieferungen, die wir kennen, heben an mit der Kunde von ungeheuren Naturverhängnissen, aus denen allein der Mensch als Sieger zurückblieb.
Die älteste dieser Überlieferungen, welche bis vor kurzem uns nur bekannt war aus einem Bericht des babylonischen Priesters Berissos (280 v. Chr.) wurde unlängst wunderlich bestätigt durch die aus Ninives Trümmerstätte ausgegrabene Bibliotek des Assurbarnapal, in welcher sich 12 Tontafeln fanden mit den Resten des gewaltigen Gilgameschepos, in welchem ein