Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

B. Napoleons Niederlage. __59

einem aftenbelegten Werke vertreten 1). Jn dieſem Buche wird eine beachten3werte Äußerung Metternichs na< dem Abſchluſſe des Vertrags vom 14. März 1812 mitgeteilt, die vielſagend lautete: Öſterrei werde in der Zukunft ebenſo wie in der Vergangenheit den großen Gedanken nicht aus dem Auge verlieren, ſich die Kräfte für den Zeitpunkt aufzuſparen, da die Monarchie als Rückhalt aller Feinde des franzöſiſchen JFmperiums für die Befreiung Europas eintreten fönne. i

Der Zündſtoff, der ſich zwiſchen Frankreich und Rußlan unheimlih angeſammelt hatte, kam zur Exploſion. Ende April 1812 ließ der Zar dem Kaiſer der Franzoſen ein Ultimatum überreichen, und die Flammen des Krieges loderten gleich nachher auf. Ehe ſich Napoleon an die Spitze ſeiner großen Armee ſtellte, wollte er ſich noch im Glanze ſeiner weithin gebietenden Herrſchergewalt ſonnen; er verſammelte im Mai in Dresden die Fürſten des Rheinbundes um ſich, und dahin kamen auch der Kaiſer von Öſterreich und widerwillig deſſen Gemahlin, obwohl Maria Luiſe zur Stelle war. Der König von Preußen erſchien gleichfalls in der Hauptſtadt Sachſens, wo Na=poleon ſeine Cäſarenrolle mit großer Poſe und mit raſch angelernter Herablaſſung durchführte. Seiner Erfolge gewiß, war der Korſe in Frankreich aufgebrochen, ſo faſt als vürde er einen fröhlichen Ausflug unternehmen. Dies war allenfalls der Eindru>, den ein Zeitgenoſſe davontrug. Aber der ruſſiſche Feldzug endete für Napoleon ſ{<mähli<; ſein früher ſieghaftes Heer wurde aufgerieben, und von den mehr als 600000 Mann, die mit allen Nachſchüäben in Rußland zur Verwendung gekommen waren, kehrte mit Einſchluß der Öſterreicher und Preußen etwa ein halbes Hunderttauſend Soldaten zurück. Jn den erſten Tagen des Dezember hatte Napoleon die zurü>gebliebenen Splitter der großen Armee fluchtartig verlaſſen. Wie ein zum Bettler gewordener Kröſus kehrte er nah Frankreich zurü>: geſchlagen, doch nicht vernichtet.

Der Kaiſer der Franzoſen fand ſein ſeeliſches Gleichgewicht wieder. Eine tragiſche Epiſode im Daſein eines Feldherrn, nicht mehr. Der eine Schlag war mißglü>t, der nächſte jedoch ſollte glänzend gelingen. Napoleon ſtampfte ein neues Heer aus dem Boden, um dem Schicfſal und Rußland den Meiſter zu zeigen.

Die Kataſtrophe der franzöſiſchen Armee gab in ganz Europa zu denken. Man fühlte, daß nun endlich die Stunde der Erlöſung kommen werde. Selbſt Preußens unſchlüſſiger König gewann Kraft,

O Wilhelm On>en. Öſterreih und Preußen im Befreiungskriege.