Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

56 11. Der Kampf gegen Napoleon.

indem ex ſich in der Richtung bewegte, die des Volkes Stimme wies.. Er zecriß den Bündnisvertrag mit Frankreich und ſhloß mit dem Zaren im Februar 1813 in Kaliſch ein Shuz- und Truß= bündnis. Fieberhaft wurde im Lande Friedrich Wilhelms gerüſtet, alles drängte ſich zu den Sammelpläygen; jeder, der fonnte, wollte: an dem Befreiungskriege teilnehmen und ſchwere Ketten ſprengen. helfen. Noch im Lenz wurden die erſten Schlachten geſchlagen. Metternich war inzwiſchen ebenfalls tätig geweſen. Die natio=nale Woge berührte ihn zwar nicht, am Kriege wollte er nicht teilnehmen; er ſuchte vielmehr den Schauplaß der Kämpſe von ſeinem Staate möglichſt wegzurü>en. Als gewandter Diplomat erkannte Metternich aber ſogleich, welche verheißungsvollen Ausbli>e ſich ihm bei einer geſchi>ten Ausnüzung der Umſtände eröffneten. Ohne ſich in das Kriegsgetümmel zu ſtürzen, vermochte Öſterreih in denr Streite das entſcheidende Wort zu ſprechen; nicht als Bundesgenoſſe des einen oder andern Teiles, ſondern als Vermittler. Mit anerkennenswerter Geſchicflichkeit führte der Miniſter des Äußern ſeine Sache. Ohne die Allianz mit Frankreich zu ſprengen, warf er ſih zum Befürworter und Wegbahner eines allgemeinen Friedens auf, um ſ{ließli< für Öſterreich die Stellung eines bewaffneten Vermittlers durchzuſezen. Dabei zog er ſeine Fäden vorſichtig nah allen Seiten hin, ohne es ſo weit kommen zu laſſen, mit Napoleon ganz zu brechen. Es war ein diplomatiſches Meiſterſtück, das Metternich vollbrachte. Bis zum Beginne des Jahres 1813 hatte man in Berlin gehofft, Öſterreich mitzureißen. Kneſebe> intervenierte in Wien, aber es gelang ihm nicht, mehr als die Verſicherung mitzunehmen, die Donaumonarchie werde niemals gegen eine Allianz Preußens mit Rußland auftreten. Mit Hardenberg, dem preußiſchen Staatskanzler, ſtand der öſterreichiſche Miniſter des Äußern in brieflichem Verkehre, wobei er ihn ermunterte, ſich dem Zaren zuzuneigen. Auch von Alexander wurden Verſuche unternommen, Öſterreich gegen Napoleon in Bewegung zu ſezen. Jn Kaliſch meinte der Zar zu den Abgeſandten des Kaiſers Franz, er wünſche, daß Öſterreich ſeine alte Stellung und alle ſeine Beſitzungen zurücerhalte, daß Preußen unabhängig und mit einem gewiſſen Maße von Feſtigkeit ausgeſtattet, aus dieſem Kriege hervorgehe, daß Deutſchland vom franzöſiſchen Joche erlöſt und frei werde. Doch Metternich ließ ſi<h niht von ſeinem Wege abdrängen ; noch hielt er an ſeinem Vorhaben feſt, den Frieden ſelbſtherrlih zu vermitteln. Unterdeſſen aber konzentrierte die Donaumonarchie ihre militäriſchen Kräfte in den Sudetenländern.