Geschichte der französischen Revolution

96 VI. Kapitel. Deutſhland und die Revolution.

würden. „Die Pforten der Hölle überwältigen die neue Freiheit niht”, ſo hat er einmal geſchrieben; „was geſchieht, muß geſchehen. Der Geſihtspunkt der Gerechtigkeit für Sterbliche iſt hier zu groß.“

Der erſte Verſuch, das Syſtem der revolutionären Propaganda au auf die alten Stammlande des Reichs re<ts des Rheins zu übertragen, iſt im Jahre 1796 in Baden na<hweisbar. Beamte, Ärzt, Geiſtliche, lauter Männer, welche zu den wohlhabenden Schichten der Bevölkerung gezählt werden müſſen, treten in die Dienſte der Revolution, bis ihnen dur< die Polizei das Handwerk gelegt wird. Auch in Württemberg erhoben ſich die Freiheitsfreunde beim Herannahen der Franzoſen, und in ihren Reihen befindet ſi< der Freund und Verleger Schillers, der Buhhändler Cotta. Die Erhaltung der ſtändiſchen Rechte hatte hier das Intereſſe an politiſ<hen Vorgängen lebendiger erhalten als anderswo. Während in dieſem Lande der Gegenſaßg zwiſchen dem Herzog und den Ständen das treibende Element war, taucht in Franken der Gedanke einer förmlichen Republik, die unter franzöſiſhen Schuß geſtellt werden ſollte, im Widerſpruch zu der preußiſchen Vormacht auf. In Bayern, wo die unpopuläre Regierung Karl Theodors mehr für die Revolution arbeitete als die franzöſiſchen Agenten, verlangten einzelne Salonjafkfobiner die Aufhebung der Klöſter. Aber als die Menge in dem Feldzug 1796 die Franzoſen wirkli< fennen gelernt hatte, mit ihrer Raubgier und beſtialiſhen Sinnli<feit, kam es zu einer heilſamen Reaftion, indem überall die Landbevölkerung, mit Senſen und Heugabeln bewaffnet, ſih gegen den abziehenden Feind erhob. Wenn aber das Revolutionsgelüſte in Süddeutſ<land, wie man aus manchen Slugſchriften erſehen fann, au in den folgenden Jahren niht gänzli<h verſhwunden iſt, ſo kam es zu ernſthafteren Bewegungen in dieſem Sinne doch erſt wieder 1798, als die republikaniſhe Organiſation in den Nachbarländern neue Hoffnungen wed>te, und die ängſtliche Haltung einzelner fleinerer Reichsſtände, die ſi<h aus Furcht vor dem Ende zu den härteſten Bedrü>ungen ihrer Untertanen verleiten ließen, neuen Sündſtoff gab. So war auf dem Kongreß von Raſtatt, wo die Entſchädigungen für die Verluſte auf dem linken Rheinufer für die einzelnen Reichsſtände feſtgeſezt werden ſollten, der Glaube an eine nahe allgemeine Revolutionierung Süd-