Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
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männer über die Zwe>mäßigkeit einer zweiten Reſtauration ohne alle Folgen blieben.
Fouché , der Napoleon von dem Augenbli>e an, wo dieſer wieder Beſiß vom Throne genommen, im Stillen entgegengewirkt hatte, ſah in Ludwig XVII]. Rü>kehr die einzige Möglichkeit der Rettung für Frankrei, und war geneigt, alle Mittel dafür in Bewegung-zu ſegen. Aber er fand in ſeiner nächſten Nähe , unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung, und weiterhin in den Kammern, Gegner, die ihn zu Geheim= haltung ſeiner Pläne, zu Vorſicht und Zögerung zwangen. Die Oppoſition hatte dem Kaiſer ſeine Entſagung abgedrungen , wollte aber in unerklärbarer Verblendung nicht in die Wiedereinſezung des Königs ein= willigen. Eine Art von revolutionairer Gährung hatte ſi< der Reprä= fentanten bemächtigt, ſeitdem ſie nah der Schlacht von Waterloo nicht mehr die eiſerne Hand Napoleon's zu fürchten brauchten. Unter den Pairs gab es immer no< manche, welche ſih mit der Hoffnung einer Anerkennung Napoleon IT. von Seiten der Verbündeten trugen. Dem Verhalten der damaligen Kammern fehlte es an aller Konſequenz und Politik. Sie hatten Napoleon's Sturz beſchleunigt, und wollten jeßt nit die Folgen dieſes Schrittes auf ſich nehmen. Sie ſchienen ſi< zuweilen der erſten National - Verſammlung und des Konvents zu erinnern, aber die Ereigniſſe führten ſie wieder auf das Gefühl ihrer Ohnmacht zurü>. Fouché glaubte nict an einen anhaltenden Widerſtand der Bonapartiſten und Republikaner gegen die Wiederherſtellung Ludwig XVIIL, aber er mußte der um ihn her herrſhenden Stimmung äußerlih nachgeben. Au< war es ihm, bei ſeiner ſelbſtſüchtigen und ränkevollen Natur, niht unange= nehm, daß die dem Könige entgegenſtehenden Hinderniſſe nit ſogleich verſ<hwanden , und er Zeit behielt, ſich auf eine neue Rolle vorzubereiten.
Es hatten ſi< unterdeſſen die Ueberreſte der bei Waterloo geſchlagenen Armee auf Paris zurü>gezogen. Die Korps unter Grouchy und Vandamme waren unverſehrt angekommen. Im Anfange Juli fanden ſich 60 = bis 70,000 Mann in und um die Hauptſtadt verſammelt. Der Marſchall Davouſt wurde an ihre Spitze geſtellt. Obgleich Napoleon vom Schauplate verſhwunden war, ſo hatte do< das Kriegsvolk nichts von ſeiner Anhänglichkeit an ihn verloren. Der Verluſt der lezten Schlacht wurde dem Verrath {uld gegeben, und ſchien den Stolz der Truppen niht gedemüthigt zu haben. Die Generale fühlten wohl die Vergeblich=keit eines weiteren Kampfes, aber die Soldaten wollten, aus Haß gegen die Bourbonen und den Feind, wie aus Unkenntniß der allgemeinen Lage