Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
Unterſchied zwiſchen der erſten und zweiten Reſtauration. 349
trauteſte Günſtling Ludwig XVIIT. werden. Damals wurde er von Fouché empfohlen.
Dieſe zweite Rü>kehr der Bourbonen war von viel weniger gün-= ſtigen Umſtänden, als bei der erſten ſtattgefunden hatten, begleitet. Als Ludwig XVIIT. das Zahr vorher in Paris einzog, war Napoleon vom Senat und dem geſetzgebenden Körper des Thrones für verluſtig ertlärt, und dann zu einer Verzichtleiſtung auf denſelben für ſi< und ſeine Familie genöthigt worden. Der Bonapartismus ſcien erſtorben zu ſein. Napoleon ſelbſt hatte dies anerkannt, als er in der Abſchiedsrede an ſeine Garde in Fontainebleau vie Meinung ausſprach, daß Frankreich einer neuen Beſtimmung entgegengehe. In allen Klaſſen der Bevölkerung, in allen Theilen des Landes , gewann das alte Königthum Anhänger, und nirgends erhoben ſi< Widerſacher. Im Anfange der erſten Reſtauration hatte man den Sturz Napoleon's als ein Ausſpruh des Schi>kſals an-= geſehen. Damals war die Hauptſtadt von den fremden Truppen alsbald verlaſſen worden. Als Ludwig XVIIL. am 4. Mai 1814 zum erſten Mal Paris betrat, hatten ihn Napoleon's Soldaten , wenn auc ſhweigend, aber do willig mit ihren Waffen begrüßt.
Diesmal hatte Napoleon zu Gunſten ſeines Sohnes entſagt , der bon den Kammern als Kaiſer anerkannt worden war. Als der alte Thron 1792 unterging, geſchah dies mitten in einem Orkan, dem nichts widerſtanden, der Alles entwurzelt und umgeriſſen hatte. Aber 1815 war das Königthum vor dem Anbli> eines einzigen Mannes verſ<wun= den, alles Uebrige war ſtehen geblieben. Es hatte ſi< während der hundert Tage eine beſtimmte bonapartiſtiſche Partei gebildet, die, ſi ſpäter mit den Konſtitutionellen und Republikanern verbindend, der Legitimität einen unverſöhnlichen Kampf ankündigte. Die ganze bewaffnete Macht hatte den König verlaſſen, und ein anſehnlicher Theil derſelben ſtand noch zürnend und drohend an der Loire. Das Jahr vorher konnte es das Anſehen haben, als wären die Nachkommen Heinrich IV. freiwillig von Frankrei< zurü>gerufen worden, als wolle ſi< dieſes fortan um das Panier der Lilien ſchaaren. Diesmal aber war es nur zu klar, daß nur die Shlaht von Waterloo Ludwig XVII. das Thor der Rückkehr geöffnet hatte. Der König fand ſeine Hauptſtadt von Fremden beſett, die ſi zwar ſeine Bundesgenoſſen nannten, aber das Blut der Söhne ſei= nes Volkes vergoſſen hatten. Auf allen Seiten überſchritten zahlloſe Heeresmaſſen die Gränzen, um Frankreich zu beſezen. Außerdem ſtellte ſich der allerriſtlihſte König und Abkömmling Ludwig des Heiligen ſei= uem Lande geſtüßt auf den Arm eines abtrünnigen Mönches wie Fouché