Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
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370 Neueſte Geſchichte, 2. Zeitraum.
brachte, ni<t widerſtehen können. Sie fiel in eine unheilbare Geiſte8krankheit, und hatte niht einmal das Glü, den von ihr geretteten Mann bei ſeiner Rükehr nah Frankreich wiederzuerkennen.
De Lavalette hatte während ſeines Aufenthaltes in der Concier= gerie, zuweilen des Abends, wenn in und um die alten Mauern her Alles ſtill und einſam geworden , die bald klagenden, bald heiteren Töne einer Flöte vernommen, ohne zu ahnen, wer der Gefangene ſei, der auf dieſe Art, was in ihm vorging, zu erkennen gab. Es war dies ein Mann, der in derſelben Gefahr wie Lavalette ſ<webte, aber zuleßt we= niger glü>li< als dieſer, und außer Napoleon die ausgezeichnetſte Perſönlichkeit aus den hundert Tagen, die damals in die Gewalt der Bour= bonen hätte fallen können, der Marſchall Ney.
Ney war nah der Schlacht von Waterloo nah Paris zurü>gekehrt, und in einigen Sißungen der Pairskammer anweſend geweſen, wo er die Größe der am 18. Juni erlittenen Niederlage nicht verhehlte , die Unmöglichkeit, für Frankreich den Krieg länger fortzuſeßen, nahwies, und ſich für die raſche Abſchließung eines Vertrages mit den Verbündeten erz flärte. In ſeinen damals gehaltenen Reden war leicht zu erkennen, daß die Täuſchungen, denen er ſih anfänglich über die Bedeutung der Nü= kehr Napoleon's nah Frankreich und die Erhaltung ſeiner Dynaſtie hin= gegeben, in ihm völlig aufgehört hatten. Er kam in dieſer Beziehung eines Tages mit Labedoyère, der den Umſtänden nicht nahgeben wollte, hart zuſammen.
Ney hatte ſi< bald na< Napoleon's Abdankung entſchloſſen, unter einem angenommenen Namen eine Zuflucht in der Schweiz zu ſuchen. Obgleich mit einem öſterreichiſchen Paſſe des Generals Bubna verſehen, fürchtete er doh, nicht ſicher zu ſein. Ex kehrte an der Gränze um, und begab ſih, nachdem er einige Tage in dem Bade St. Amand unerkannt zugebracht, nah dem Schloſſe Beſſonis, in der ehemaligen Auvergne ge= legen, mit deſſen Beſißer er durch ſeine Frau verwandt war. Anſtatt ſi dort mit den Mitteln zu einer ſicheren Flucht in das Ausland zu be= ſchäftigen, da er unmöglich lange in Frankreich unentde>t bleiben konnte, gab der Marſchall ſi einer forgloſen Sicherheit hin, und ſchob einen feſten Entſchluß über ſein Schifſal von Tag zu Tag hinaus. Ex war, ſeitdem ex, ſeinen kurz vorher gethanen Erklärungen entgegen, in Lons le Saulnier zu Napoleon übergegangen, immer ungewiſſen und ſ<wan= kenden Sinnes geweſen, und die Niederlage von Waterloo, die er zum Theil ſelbſt verſchuldet, hatte ſeine Rathloſigkeit noh vermehrt. Eine Unvorſichtigkeit führte ſeine Entde>ung herbei. Ney hatte eines Abends