Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
373 Neueſte Geſchichte. 2. Zeitraum.
und Wälder, um ihr Leben zu retten, und mußten ihr Eigenthum ihren Verfolgern überlaſſen.
Zn Toulouſe kommandirte für Ludwig XVII. General Ramel, der den mit weißen Bändern und Kokarden geſ<hmüd>ten Banden, die ihr verbrecheriſhes Treiben mit dem Eifer für das Königthum zu bede>en ſuh= ten, dur die Strenge verhaßt geworden war, mit der er ſie überwachte, Ramel war 1792 als Freiwilliger ausgezogen,, hatte alle ſeine Grade auf dem Schlachtfelde errungen, und aus Treue gegen die Bourbonen die Anerbietungen Napoleon's während ter hundert Tage zurückgewieſen. Dieſer General, der dem Volke beſonders hätte gefallen ſollen, da er durc ſeine Herkunft zu demſelben gehörte und von jedem Verrathe frei war, wurde gleihwohl von einer Abtheilung ſogenannter royaliſtiſcher Freiwilliger, in einem Augenbli>, wo die Stadt von Linientruppen faſt ganz entblößt war, in ſeinem eigenen Hauſe überfallen und unter grau=_ ſamen Qualen mit unzähligen Wunden ermordet. Die Adjutanten und Schildwachen, die zu ſeiner Vertheidigung herbeigeeilt, waren verwundet oder niedergema<t worden. Auch dieſe Unthat ward von den Behörden niht geräht. Die in Paris anweſenden Häupter der Reaktion entſhula digten die im Süden begangenen Frevel und Verbrechen mit der Begeiſterung des Volkes für die Sache des Königs und der Nothwendigkeit, die Feinde des Altares und Thrones einſhüchtern zu müſſen. In den Kammern ward jeder Antrag auf Unterſu<hung und Beſtrafung jener Gräuel mit Zweifeln an der Wahrheit derſelben oder Verdächtigungen und Drohungen abgewieſen. Ganz ähnlich, wie jezt die Royaliſten zu den Vorfällen in Nimes und Toulouſe, hatten ſih die Jakobiner 1792 zu den Septembermeteleien verhalten. Sie läugneten dieſelben oder ſtellten die Ankläger als Feinde der Revolution dar.
In Bordeaux wurden die Zwillingsbrüder Cäſar und Konſtantin Faucher einer Verſhwörung gegen die königliche Regiernng angeklagt und \ſ{<uldig befunden. Aber es war dies eine Erfindung ihrer Feinde. Zhr Verbrechen in den Augen der Royaliſten beſtand darin, unter der Republik mit Auszeichnung gedient zu haben. Sie hatten es in der That Beide bis zum General gebraht. Während der hundert Tage waz ren ſie niht mehr in aktiven Dienſt getreten, ſondern hatten ihre Theil= nahme an den Ereigniſſen darauf beſchränkt, in ihrer Eigenſchaft als Mitglieder der Municipalität der Stadt Reolle, die zur Erhebung gegen Napoleon geneigten Anhänger der Bourbonen in jener Gegend niederzu= halten. Aehnlich aber hatten alle Civil - und Militairbeamten gehandelt, ſeitdem Napoleon wieder auf den Thron geſtiegen war. Sie wurden von