Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

è — 102 — -

Palaſte einquartieren. Weil ex aber von hier aus leiht entweichen fonnte, legte die Kommune dagegen ernſte Einſprache ein. Hierauf beſ{<loß die Verſammlung, dem Könige das Juſtiz-Miniſterium auf dem -Vendôme-Plaße als Wohnung anzuweiſen, ihn unter die Ueberwachung des Kommandanten der Nationalgarde zu ſtellen und für den Unterhalt ſeines Hauſes 5000 Francs zu gewähren. Fndeß war auch hiermit die Kommune nicht einverſtanden. Sie verlangte, daß der König ihrer eignen Obhut anvertraut würde, und erſuchte durh den Prokurator Mauuel die Verſammlung, den König in den Tempel bringen zu laſſen. Die Verſammlung gab na< und erließ ein desfallſiges Dekret. Die Transportirung nah dem SS Herr v. Barante folgendermaßen:

ALS Auguſt, mitten am Tage, fuhren bei den Feuillants zwei Kutſchen vox. Jn dieſelben mußte die königliche Familie einſteigen. Petion und Manuel überwachten die Ueberfahrt. Petion ſette ſih in die Kutſche des Königs, wie bei der Rückkehr von Varennes. Ex wollte, daß die Fahrt in Paris ein Volkstriumph und eiue weitere Schmach für den König ſei. Man wählte einen langen Weg und fuhr langſam. Nach der Fahrt über den Vendôme-Plaßy, wo Petion die auf dem Pflaſter liegende Statue Ludwigs X1V. dem Könige zu zeigen ſich angelegen ſein ließ, folgte man der Linie der Boulevards. Eine inſultirende Menge hatte ſi<h um die Kutſchen geſammelt. Neben der Wagenthür lief ein Mann mit großem Barte, gekleidet in einen Kittel ziemli<h ähnlih einer KapuzinerKutte. Sein Ausſehen wax gräulich ; ſein wilder Bli> wurde jedo< ſcheu, als er merkte, daß er der Gegenſtand der Neugier und des öffentlichen Abſcheus war. Es war ein gewiſſer Truchon, Mitglied der neuen Munizipalität, welcher ſih an allen Tagen des Auſfſtands bemerkli<h gemacht hatte. Jm Volke hieß er der Nikolaus mit dem großen Barte, und man verwechſelte ihn oft mit Fourdan (Jordan) dem Kopfabſchneider, deſſen Anzug und Antlitz faſt gleich waren und dex ſi< bei den nämlichen Gelegenheiten zeigte. An dieſem Tage glaubte die Menge ſogar, er ſei der Kopfabſchneider.“

Die Kommune hatte Recht, als ſie die Bewachung des königlichen Gefangenen weder dem FJuſtiz-Miniſter Danton, no< dem General Santerre anvertraut wiſſen wollte, Jun ſo wichtigen Angelegenheiten, wie die Bewachung des Königs war, darf ſih das Volk nicht auf einzelne Männer verlaſſen. Judeß hatte es die Kommune keineswegs darauf abgeſehen, dem Könige das Leben in der Haft unerträglih zu machen. Sie wollte ihn niht quälen. Daher erhielt ex anfangs eine ſehr bequeme und ſogar fürſtlih eingerichtete Wohnung.

Dex Tempel (Temple), eine alte Feſtung, hatte dur< den langen Frieden ſi<h in eine ziemlih prächtige Wohnung der Großpriore des Malteſer-Ordens, denen ein Theil der Güter des 1312 aufgehobenen Tempelherren-Ordens zugefallen war, verwandelt. Die meiſt aus fürſtlichen Familien ſtammenden Großpriore, gewöhnli<h wollüſtige Schlémmer, hatten den Tempel zum Palaſt geſtaltet. Der franzöſiſche Großprior der Malteſer war jeht der Herzog von Angoulême, no< ein Kind, dem ſein Vater, der Graf von Artois, den Tempel-Palaſt hatte fürſtlich ausmöbliren laſſen. Die fönigliche Familie durfte jedo<h nur den Tag