Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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gewiſſen Rocher, von dem es heißt, er habe am 20. Juni und 10. Auguſt den König tödten wollen.

Urſprünglih waren die Prinzeſſin von Lamballe, Madame von Tourzel und andere an das Hans der Königin attachirte Perſonen mit dieſer im Tempel eingeſchloſſen ; da aber ſo viele Frauenzimmer für die ſtrikte Ueberwachung läſtig wurden, führte man die Geſellſchafterinnen der Königin bald in andere Gefängniſſe über.

Der Umſtand, daß dem Könige bis zuleßt ſein Kammerdiener Clery belaſſen wurde, zeigt hinlänglih, mit welcher Nilde und Nachſicht er, inſoweit niht ſeine Sicherheit auf dem Spiele ſtand, behandelt wurde. Das geht auh aus den Memoiren hervor, welche die Tochter Ludwig's XVI. ſpäter geſchrieben hat. Selbige berichtet nämlich:

„Die Tage meiner Eltern verfloſſen auf folgende Weiſe. Mein Vater erhob ſih um 7 Uhr aus dem Bett und betete bis um 8 Uhr. Dann kleidete er ſih, wie au< mein Bruder, bis um 9 Uhr an und erſchien bei meiner Mutter zum Frühſtück. Nach dem Frühſtück gab mein Vater bis um 11 Uhr einigen Unterricht. Hierduf ſpielte mein Bruder bis um Mittag. Wir gingen dann alle zuſammen ſpazieren, mochte es für Wetter ſein, welches es wollte, weil die Wache um dieſe Zeit aufgezogen wurde und, um ſi< von unſerer Anweſenheit zu überzeugen, uns ſehen wollte. Der Spaßiergang dauerte bis um 2 Uhr, wo wir dinirten. Nach Tiſch ſpielte mein Vater mit meiner Mutter trie-trac (Puſffſpiel), oder beſſer geſagt: ſie thaten, als ob ſie ſpielten, um ſih einige Worte ſagen zu können. Um 4 Uhr ging meine Mutter mit uns hinauf, weil dann der König zu ſ<hlafen pflegte. Um 6 Uhr ging mein Bruder hinunter. Mein Vater unterrichtete ihn und ſpielte mit ihm bis zur Stunde des Nachteſſens, bis um 9 Uhr. Nach dieſer Mahlzeit kleidete ihn meine Mutter aus und brachte ihn zu Bett. Wir gingen dann hinauf, und der König legte ſich erſt um 11 Uhr nieder. Meine Mutter machte viel Nadelarbeit und ſie ließ mi< lernen und oft laut leſen. Meine Tante betete und hielt immer den Gottesdienſt ab; ſie las viele fromme Bücher.“

Demnach genoß die königliche Familie alle möglichen Vergünſtigungen. Sie {lief in bequemen Betten und aß keine Sträflingskoſt. Sie durfte Licht brennen, ſih frei beſchäftigen, frei unter ſich verkehren, durfte alle Tage im Freien Luft {höpfen und ſpatieren gehen. Selbſt Spiel und ſonſtiger Zeitvertreib war ihr niht verwehrt. Von Prügeln, wie ſolche ſeitens der Monarchiſten demokratiſhe Gefangene zu erleiden gehabt haben, von {maler Gefängnißkoſt, von Zwangsarbeit, von Züchtlingskleidung war keine Rede, keine Spur. Dex König durfte ſogar ſeinen Kammerdiener behalten.

Unter ſolchen Umſtänden erſcheinen die Klagen über ſhle<te Behandlung Ludwig's als gehäſſige Erfindungen und Vebertxeibungen. Man redete ihn, nachdem ex dur< eigne Schuld abgeſeßt worden war, niht mehr „Majeſtät“ oder „Sire“ an. Man behielt vor ihm den Hut auf dem Kopfe. Man ſeßte ſi< und machte ſich's bequem, während der König und die Königin ſtanden. Man rauchte vor der föniglichen Familie Tabak. Man ſang republikaniſche Lieder. Jn der That, wenn