Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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einem gefangenen König, der ſo viele Menſchen hat hinmorden laſſen, nichts Schlimmeres in ſeiner Haſt paſſirt, kann er zufrieden ſein! Doch Eins hätten wir beinahe vergeſſen: wenn Lärm auf der Straße entſtand, d. h. wenn die Royaliſten Demonſtrationen vox dem Gefängniß machten, zeigten ſih die Kommune - Beamten um die Sicherheit des Königs beſorgt. Rocher zog in ſolchem Falle den Säbel und ſagte zu Ludwig: „Wenn ſie kommen, tödte ih Dich !“

Ludwig war dermaßen in ſeinen königlichen Firlefanz vernarrt, daß er ſih ſelbſt im Gefängniß mit läppiſchen Abzeichen ſeines Königthums aufpuzte und herauswichſte. Man mußte ihm dieſe Kinderei erſt noh unterſagen. Den 7. Oktober kam Manuel mit ungefähr zwanzig Munizipal-Beamten in den Tempel.

„Wie befinden Sie Sich?“ ſagte Manuel freundlih zum Könige. „Haben Sie Etwas nöthig 2“

„Sh begnüge mi<h mit dem, was i< habe, ““ antwortete der König.

„Sie ſind jedenfalls über die Siege unſerer Heere unterrichtet : über die Einahme von Speier, über die Eroberung Nizza's und Savoyens ?“

„Jh habe vor einigen Tagen dieſe Herren davon ſprechen hören.“

„Wie ? Sie leſen keine Zeitungen, die doh ſo intereſſant werden ?“

„nJ<h erhalte keine.“

„Man muß dem Herrn Journale geben,“ ſagte Manuel zu den Munizipalen ; „es iſ gut, wenn ex unſere Erfolge erfährt.“

Dann wandte ex ſih wieder zum König :

„Die demokratiſchen Grundſäße verbreiten ſi<h; Sie wiſſen wohl, daß das Volk das Königthum abgeſchafft und die republikaniſche Regierung angenommen hat ?“

„18h habe davon ſprechen gehört und wünſche, daß die Franzoſen das Glü finden, welches ih ihnen immex habe verſchaffen wollen.“

„Sie wiſſen wohl auch, daß die National-Verſammlung alle RitterOrden abgeſchaſſt hat? Man hätte Jhnen ſagen follen, daß Sie die Dekorationen ablegen müſſen. Jn die Klaſſe der übrigen Staatsbürger zurüctgekehrt, müſſen Sie ebenſo behandelt werden. Uebrigens verlangen Sie, was Jhnen nöthig iſt; man wird \ſih beeilen, es Jhnen zu verſchaffen.“ ‘

„Zh danke Jhnen, ih brauche Nichts,“ antwortete ärgerlich der König, und er ging wieder an die Lektüre, die er beim Eintritt Manuel's unterbrochen hatte.

Gleih na<h dem 10. Auguſt hatten ſi< Namens der Kommune Panis und Sergent daran gegeben, im königlichen Schloſſe unter den Papieren nah Beweisſtücken zu ſuchen, Jun den Bureaux der Zivilliſte hatten ſie Dokumente gefunden, welche die geheimen Beziehungen Ludwwig's zu den aufrühreriſchen Prieſtern, zu der Emigration und zu den ausländiſchen Mächten bewieſen. So hatte er unterm 16. April 1791 an den Biſchof von Clermont geſchrieben: er würde, wenn ex ſeine frühere Macht zurü> erlangte, die alte Regierung wieder herſtellen und auch die Geiſtlichkeit wieder in den früheren Stand ſehen. Es war hier ſ{<warz auf Weiß zu leſen, daß er den Krieg gegen das Aus-