Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ſand nur unternommen hatte, um den Marſch ſeiner angeblichen Befreier zu beſchleunigen. Ex war in Korreſpondenz mit Leuten geweſen, die an ihn geſchrieben hatten: „Der Krieg wird alle Mächte dazu zwingen, ſih gegen die Faktiöſen (Rottirer) und Verruchten, die Frankrei<h tyranniſiren, zu vereinigen, damit ihre Züchtigung allen Denen als Beiſpiel dient, welche ſih ſonſt verſucht fühlen möchten, den Frieden der Herrſcherreiche zu ſtören .…. Sie können auf hundertfünfzigtauſend Maun ſowohl Preußen, wie auh Oeſterreicher und Kaiſerliche rechnen, und auf eine Armee von zwanzigtauſend Emigrirten.“ *) — Nicht nux waren Papiere gefunden worden, welche die geheime Verbindung des Königs mit ſeinen Brüdern bewieſen, ſondern ah Dokumente, dur< die man die vom -Hofe erkauſten Volksvertreter kennen lernte.

Jn der Konvent-Sizung vom 1. Oktober erſchien eine Deputation der Kommune und ſeßte aus einander, daß unter den auf dem Stadthauſe deponirten Dokumenten auh der Beweis von verſchiedenen Verräthereieu des Königs aufgefunden worden ſei, unter Anderm der Beweis einer Vertheilung von 1,500,000 Francs an die Mitglieder einer Kommiſſion der Geſeßgebenven Verſammlung, welche beauſtragt geweſen war, die Penſion des „militäriſchen Haushalts“ des Königs zu liquidiren. Mehrere Mitglieder dieſer Kommiſſion ſaßen jezt wieder als Deputirte im Konvent. Dex Sprecher dex Kommune-Deputation erklärte, daß das Veberwachungs-Komitee der Kommune, nachdem es dieſe Beweisſtücke unter ſeiner Obhut gehabt, niht mehr über ſie verfügte, ſeitdem der Generalrath auf dem Depôt, wo ſie eingeſchloſſen waren, Siegel an ſie hatte legen laſſen. Da unſaubere Deputirte die Aechtheit der Dokumente in Zweifel zu ziehen ſuchten, beſtieg Marat die Rednerbühne und hob alle Schwierigkeiten, indem er der Verſammlung vorſchlug, daß eine aus ihrer Mitte gewählte Kommiſſion ein Jnventar von den in Beſchlag genommenen Papieren anlegen follte, Dieſer Antrag wurde angenommen,**) Als aber Marat darauf beſtand, daß die fraglichen Beweisſtücke ſofort gedru>t und veröffentlicht werden ſollten, riefen die Girondiſten : daß Marat, der fie ſelber ſchon in die September-Meßeleien hätte ziehen wollen, auf ſie den Zorn des Volkes zu lenken ſuchte.

Noch ſ{<limmere Beweiſe gegen den König wurden im „eiſernen Schranke“ der Tuilerien entde>t. Wie wix oben mitgetheilt haben, fand Ludwig XVI. an Schloſſerarbeiten Vergnügen und ſtand mit einem Schloſſer, Namens Gamin, mit dem er ſeit zehn Jahren arbeitete, auf vertrautem Fuße. Dieſen Schloſſer hatte er vom Vorhandenſein eines eiſernen Schrankes, in welchem er ſeine geheimen Papiere aufhob, in Kenntniß geſezt. Gamin hatte davon mit Bekannten geſprochen und die Königin ihn, um ihn aus. dem Wege zu räumen, mit Kuchen vergiften wollen. **) Die Königin hatte nun ihren Gemahl angetrieben, die Papiere aus dem Schranke zu entfernen, und der König hatte wirklih einen Theil derſelben an Madame Campan, die erſte Kammerſrau

*) Mignet, Histoire de la Révolution française, Bd, I, S. 340—1, *#%) Alfr. Bougeart, Marat l’ami du peuple, Bd, II, Paris 1865, 8°, Moniteur vom 3, Oftober 1792. *#**%) Vnillanmé, Histoire de la Révolution française, Paris, 1850, 3. Bd.