Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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fügte: „Wir gingen hinauf in die Wohnung ſeiner Familie und. brachten ihm zufriedenſtellende Nachrichten.“

Den 26. Dezember, Morgens 9 Uhr, wurde Ludwig wieder vor die Schranken des Konvents geführt. Jhn begleitete der Maire Chambon und der Kommandant Santerre, ſowie ſeine drei Vertheidiger. Der Vorſißende Defermon eröffnete ihm : „Louis, der Konvent hat entſchieden, daß Sie heute definitiv vernommen werden ſollen !“ worauf Ludwig Capet antwortete: „Mein Rath wird Jhnen meine Vertheidigung verleſen.“ Nun ergriff Deſèze das Wort. Jn der Vertheidigung kam mit Bezug auf die Kommune die Stelle vor: „Den 3. Auguſt kam der Maire an der Spißte der Munizipalität, um die Abſetzung zu verlangen; bald wurde ſie gebieteriſ<h gefordert. Verſammlungen von Sektionen kündeten an, daß das Volk aufſtehen würde. Vorſichtsmaßregeln waren alſo nothwendig.“

Als die Freunde des Königs im Konvente nah und nah herausſanden, daß die Mehrzahl der Deputirten für den Tod ſtimmen würde, ſuchten ſie den Köuig dadurch zu retten, daß ſie verlangten, das Urtheil des Konvents ſollte dem Volke in den Urabſtimmungen zur Beſtätigung oder Verwerfung vorgelegt werden. Hierdurh hofften ſie die Sache niht nur von Neuem zu verſchleppen und zur Rettung des Königs Zeit und Gelegenheit zu gewinnen, ſondern \{limmſtenfalls den Bürgerkrieg im Herzen der Republik zu entzünden. Nach der Flucht von Varennes war es gerade Nobespierre geweſen, der bezüglich der Abſezung des Königs die Berufung ans Volk verlangt hatte. Aber Robespierre war inzwiſchen dur< die Erfahrung gewihigt und hielt jeßt folgende denkwürdige Rede :

„Die Nation waren die anſtändigen Leute und weiland Bevorrechteten; das Volk ſind die arbeitenden, armen Klaſſen. Nun würden die anſtändigen Leute und die Fntriganten die Urverſammlungen, zu welchen der Landmann niht kommen könnte, beherrſchen, denn dieſer würde eben ſo wenig ſein Feld verlaſſen, wie der Handwerker ſeine Arbeit niht im Stiche laſſen würde. Die Vertheidiger des Vaterlandes, welche für daſſelbe ihr Blut vergießen, würden glei<falls dieſen von der ſ<li<ten, darbenden Tugend verlaſſenen Verſammlungen niht beiwohnen. Lebhtere würden beherrſcht werden von der Hefe der Nation, von den feigen, -verdorbenen Menſchen, von den Reptilien der Schikane, von den aufgeblähten Bourgeois, den vormaligen unter der Maske der Staatsbürgertugend verſte>ten Bevorrechteten, den Menſchen, welche dazu geboren ſind zu kriechen und unter einem Könige zu unterdrü>en. Das Volk will den Tod des Tyrannen, wenn Jhr unter dem Worte Volk den zahlreihſten, unglüd>lid<ſten und reinſten Theil der Bevölkerung verſteht: denjenigen Theil, welcher die Verbrechen des Eigennußztes und der Tyrannei zu tragen hat. Dieſe Majorität hat ihren Wunſch in dem Augenbli>e, als ſie das Joch Eures weiland- Königs abſchüttelte, kundgegeben; ſie hat die Revolution angefangen,