Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ſeitigung des Konvents ausgeſprochen hatte. Die Geſchworenen, welche über Marat abzuurtheilen hatten, gehörten meiſt der Mittelklaſſe an; denn ſie beſtanden aus einem Buchdruereibeſißer, einem Goldſchmiede, einem Arzte, einem Chirurgen, einem Maler, aus Kaufleuten oder Krämern und nur aus drei bis vier Handwerkern. Die an ſie geſtellten Fragen lauteten :

„I) Jt es erwieſen, daß in den Schriften, welche betitelt find: „„Der Volksfreund von Marat“ und „„Der Publiziſt“, der Verfaſſer auſgereizt hat 1) zum Plündern und Morden ; 2) zur Einſetzung einer volfsſouveränitäts -feindlihen Gewalt; 3) zur Erniedrigung und Auflöſung des Konvents ?

„II) Jſt Jean Paul Marat der Verfaſſer dieſer Schriften ?

„1IT) Hat Jean Paul Marat in den beſagten Schriften verbrecheriſche und gegen-xevolutionäre Abſichten ?“

Ju ſeiner Vertheidigungsrede trat Marat mit großer Sicherheit auf, indem er weniger ſi<h vertheidigte, als ſeine Feinde anklagte. Nachdem ſi< die Geſhworenen berathen hatten, erklärte der Vormann derſelben, wel<her Dumont hieß :

„Jh habe mit Sorgfalt die zitirten Stellen der Marat’ſchen Zeitungen geprüft. Um ſie beſſer zu taxiren, habe ih den bekannten Charakter des Angeklagten niht aus den Augen verloren, ſowie die Zeit, während deren er ſie geſchrieben hat. J< kann bei dem unerſhro>enen Vertheidiger der Volksrechte keine verbrecheriſchen und gegen-revolutionären Abſichten annehmen ; es iſ ſchwer, ſeinen gerechten Zorn zurü>zuhalten, wenn man ſein Land auf allen Seiten verrathen ſicht, und ih erkläre, daß ih in den Schriſten Marat's Nichts geſunden habe, was mir die ihm ſhuldgegebenen Delikte zu beſtätigen geſchienen hätte.“

Die anderen Geſchworenen erklärten einſtimmig, daß die Marat zur Laſt gelegten Anſchuldigungen niht erwieſen wären.

Somit wurde Marat freigeſprochen und vom Volke, das über 200,000 Köpfe ſtark in den Straßen erſchienen war, bekränzt und im Triumphe nach dem Konvente getragen.

Die Freiſprehung Marat's war gleichbedeutend mit dem Siege der Kommune über die föderativen Beſtrebungen und mit dem Todesurtheile der Girondiſten, der Vertreter dieſer Beſtrebungen.

Um die nämliche Zeit ſtarb in Vaugirard (zu Paris) der Pole Lazowski, ein Hauptführer des aufſtändiſhen Pariſer Volts. Die Revolutionäre glaubten, daß er vergiftet worden ſei. Begreiflich ſchreibt die girondiſtiſhe Madame Roland, er habe ſeinen Lod dur übermäßigen Branntweingenuß herbeigeführt. Lazowski wurde mit großer Feierlichfeit beſtattet. Robespierre hielt die Grabrede. Die Pariſer Kommune adoptirte Lazowski's Tochter.

Mittlerweile wurde unter den 48 Pariſer Sektionen für Ausſtoßung der Girondiſten aus dem Konvente agitirt. Ju 35 Sektionen wurde eine dieſe Ausſtoßung fordernde Petition angenommen, Die Sektions-Kommiſſäre mit dem Maire Pache an der Spiße erſchienen den 14, April an der Barre des Konvents, um die betreſſende Petition zu