Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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überrecihen. Rouſſelin führte das Wort im Namen der Petitionäre. Er exklärte den Konvent für rein und desavouirte jede anarchiſhe Abſicht; nux verlangte er, daß der Tempel der Freiheit nicht, wie gewiſſe heilige Orte Ftaliens, ausgemachten Verbrechern als Aſyl dienen ſollte. Als ſolche Verbrecher wurden von ihm bezeichnet folgende 22 Girondiſten: Briſſot, Guadet, Vergniaud, Genſonné, Grangeneuve, Buzot, Barbaroux, Salles, Biroteau, Petion, Lanjuinais, Pontecoulant, Hardy, Valazé, Lehardy, Chambon, Fauchet, Louvet, Gorſas, Lanthenas, Laſource und Valady.

Der mit den Petitionären erſchienene Maixe von Paris, der Sohn eines Schweizers, war 1746 in Paris geboren, hatte vor der Revolution verſchiedene Aemter in der Marine verwaltet und war unter dem Miniſterium Necex Kontroleur des Hauſes des Königs geweſen. Seine Liebe zur Unabhängigkeit hatte ihn bewogen, den Staatsdienſt, ſowie ſeine ſich auf 11,000 Francs belaufenden Penſionen aufzugeben und ſih in die Schweiz zurückzuziehen, von wo er nah dem Tode ſeiner Frau nah Frankreich zurückkehrte. Als Roland Miniſter wurde, machte er Pache zu ſeinem Sekretär. Dieſer erſchien, wie Madame Roland erzählt, alle Morgen 7 Uhr im Kabinette ihres Mannes mit einem Stüc Brot in der Taſche und arbeitete in Einem fort bis Nachmittags 5 Uhr. Aus dem Miniſterium des Junern kam ex ins Kriegsminiſterium, wo er für den Kriegsminiſter mit dem nämlichen Eifer arbeitete. Als der König das girondiſtiſhe Miniſterium abſehte, trat au<h Pache zurü> (12. Funi 1792). Nach dem Siege des Volks am 10. Auguſt wünſchte Roland wieder die Mitarbeiterſchaft von Pache; allein dieſer nahm keine Stelle an, ſondern ließ ſi< als Kommiſſär im ſüdlichen Frankreich einſtweilen verwenden, bis er den. 18. Oftober 1792 an Servan's Stelle zum Kriegsminiſter ernannt wurde. Jundeß ging jeßt Pache mit den Montagnards, weßhalb er von den Girondiſten gehaßt und verleumdet wurde. Nachdem es den Girondiſten gelungen war, am 2. Februar 1793 ein Abſezungs- Dekret gegen Vache durhzuſeßen, wählte ihn die Pariſer Kommune zu ihrem Maire an Stelle des zurückgetretenen Chambon. Pache war ein völlig uneigennüßiger, charakterfeſter Mann.

Als man im Konvente ihm vorhielt, wie er eine ſolche Petition unterzeichnen könnte, antwortete er:

„Jh zähle nicht zu den Petitionären. Der Generalrath hat mich nur beauftragt, dieſelben zu begleiten. Um übrigens jeden Zweifel in dieſer Hinſicht zu beſeitigen, will ih die Petition unterzeichnen.“

Unter dem Beifall der Gallerien unterzeichnete der Maire ſofort die den Aus\{luß der Girondiſten fordernde Petition. Da indeß in derſelben vexlangt war, daß die Majorität der Departements über das Loos der Girondiſten entſcheiden ſollte, mußte die Befürchtung gehegt werden, daß die in den Departements zu berufenden Urverſammlungen zum Bürgerfriege und zum Aufſtande der Provinzen gegen Paris führten. Während die Girondiſten ſi< in die Entſcheidung der Departemens fügen zu wollen erklärten, bezeihnete der Montagnard Thirion die Petition als \<hle<t. Noch am nämlichen Abend erſchien eine neue Deputation der Kommune und gab die Erklärung ab, daß die Kommune nicht an die