Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

Zweites Kapitel.

Die Pariſer Munuizipalität bis zum Rücktritt Bailly's uud Lafayette's. (Vom Mai 1790 bis zum November 1791.)

Nachdem wir im vorigen Kapitel der Pariſer Kommune in ihren Konſtituirungs-Verſuchen bis zu ihrer definitiven Organiſation gefolgt find, müſſen wir zuvörderſt noh zeigen, wel<' hervorragenden Antheil ſie an der Schöpfung des revolutionären Papiergeldes hatte. Jn Folge der Verlegenheiten der Staatskaſſe, die für die Jahre 1789 und 1790 ein Deſizit von 400 Millionen Francs zu deen hatte, {lug Talleyrand, der Biſchof von Autun, der Geiſtlichkeit vor, ihre Güter, deren Werth mehrere Milliarden Francs betrug, an die Nation abzutreten. Dieſe der Geiſtlichkeit im Laufe der Zeit geſchenkten Güter ſollten, während der Staat die Verbindlichkeiten der Kirche und die Beſoldung ihrer Diener übernahm, zur De>ung der Staatsſchulden, zur Beſtreitung der Staatsverwaltung und Bezahlung der Renten verwandt werden. Troß des Sträubens der Geiſtlichkeit, deren hohe Würdenträger eine jährliche Einnahme von je 1/2, — 1 Million Francs bezogen, wurde dur<h ein Dekret der National-Verſammlung unterm 2. Dezember 1789 die Kirche expropriirt. Somit that jet die Revolution das Nämliche, was früher in proteſtantiſh gewordenen Ländern die Reformation gethan hatte. Von nun an wurden die katholiſchen Geiſtlichen erbitterte Feinde der ſranzöſiſhen Revolution. Weil fſih aber die Güter der Kirche nicht ſhnell- in baares Geld umſetzen ließen, verſtand ſi<h die Pariſer Munizipalität gegen entſprechende, ihr dur die Kirchengüter gewährte Sicherheit zur Vorſtre>ung einer beträchtlihen Summe, welche freili<h einſtweilen au< nux in Munizipal-Billets bezahlt wurde. Andere Munizipalitäten folgten der Pariſer nah. Hierdur<h kam man auf den Gedanken , Staatsfkaſſen-Billets, die ihre De>ung in def eingezogenen Kirchengütern, reſp. in den nunmehrigen Staats-Domänen, hatten, zu ſchaffen. So entſtanden die Aſſignaten, welche zur Weiterentwickelung der Revolution mächtig beitrugen, indem ſie den revolutionären Staat finanziell kräftigten und dur<h Emporſchnellung der Lebensmittelpreiſe die große Maſſe des Volks in fortwährend unzufriedener Stimmung erhielten,

4*