Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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blutig wurde. Da ſie den dummen heimtüciſhen König, der immer wieder in neue Komplotte ſi< einließ, nebſt ſeiner ränkeſüchtigen Gattin niht abſeßten, mußte ex durch die entfeſſelte Volkskraft vom Throne gewoxrſen und unter das Meſſer der Guillotine geſchi>t werden. Zu ‘dieſen kurzſihtigen Jntriganten gehörten auh Lafayette und Bailly.

Die Flucht des Königs hatte eine republikaniſche Partei hervorgerufen. Als die Verſammlung den erwähnten Beſchluß faßte, wollten aufgeregte Volkshaufen in das Sißungsgebäude eindringen : ſie wurden aber dur< Lafayette, d. h. durch die von ihm befehligte Nationalgarde, daran verhindert. Am nämlichen Tage wurde im Jakobiner-Klub eine vom Gironde-Deputirten Briſſot und von Laclos, dem Sekretär des Herzogs von Orleans, verfaßte Petition, welche die Abſeßung des Königs forderte, aufgelegt. Sie wurde an die Mauern von Paris angeſchlagen und ſollte den folgenden Tag auh auf dem Marsfelde in Maſſe unterzeichnet werden. Am 17. Juli verlegte die Polizei Bailly's, um der Demonſtration nahe zu ſein, ihren Sig in das Hôtel der Jnvaliden. Eine große Menſchenmenge fand ſi<h auf dem Marsfelde zur Unterzeihnung der Adreſſe ein. Zwei Poliziſten, die ſi<h als Fnvaliden verkleidet hatten, wurden vom Volke niedergemaht und ihre Köpfe auf Piken geſte>t, um in den Straßen von Paris herumgetragen zu werden. Da erſchien Lafayette auf dem Marsfelde mit einer Abtheilung Nationalgarde. Dieſelbe wurde mit Steinwürfen empfangen und auf Lafayette ſelber ward ein Schuß abgefeuert. Nachdem die Attentäter verhaftet, aber vom Volke wieder befreit worden waren, zerſtreute endlih die Nationalgarde den Volkshaufen. Ebenſo wurde eine Zuſammenrottung auf dem Baſtille-Plaze durch die Nationalgarde aus einander getrieben. Hierauf beſchloſſen die Republikaner, einzeln nah dem Maxrsfelde zu gehen. Mittlerweile ertheilte die National-Verſammlung den Miniſtern, den Gerichten und der Pariſer Munizipalität deu Befehl, ihrem Beſchluſſe Reſpekt zu verſchaffen und ſi< der Unterzeichnung der Petition mit allen Mitteln zu widerſezen.

Jn Folge hiervon ſeßte ſi< der munizipale Körper, geführt von Bailly mit Lafayette und 1200 Mann Nationalgarde, der einige Shwadronen Reiterei nnd drei Kanonen vorausgingen,- nah dem Marsfelde in Marſch. Der Maire hatte die rothe Fahne entfalten laſſen und forderte der geſetzlichen Vorſchrift gemäß die verſammelte Menge, welche Nichts weiter that, als daß ſie eine Petition unterſhrieb und einige Reden anhörte, zum Auseinandergehen auf. Da das Volk ſih niht entfernte, ſondern mit Steinen warf, wurde erſt ein blinder und dann ein ernſter Angriff auf daſſelbe gemacht. Die Zahl der Todten wird verſchieden angegeben : auf 30, auf 400 und auf mehrere Tauſend. (Nach St, Juſt waren es 4000.) Das konſtitutionelle Königthum war einſtweilen gerettet. Bailly führte nun die Komödie des Rücktritts auf. Er ward von Neuem dur die Bourgeoiſie gewählt.

Jn Nr. 519 des „Volksfreundes“ {reibt Marat : „Bailly, der ausgezeihnete Schurke, läuft, nahdem er dieſe ſhauderhafte Meßelei an der Spitze ſeiner Munizipalen ausgeübt hat, in den Senat, um die von ihm ausgeſonnenen unglü>lihen Ereigniſſe zu bejammern,“