Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Fndem die Königlichen rings Schre>en verbreiten und ihren Sieg ausnuzen wollten , ſollten alle Volksführer verhaftet werden. Selbige - waren jedo<h meiſt klug genug, ſih bis zur Amneſtie, die beim Verfünden der Konſtitution auf den Vorſchlag Lafayette's eintrat, zu verbergen. Vom 20. Juli bis zum 10. Auguſt konnte Marat keinen Dru>er für ſein Blatt mehr finden. Da man ihn ſelbſt uicht entde>te, verhaftete man ſeine Expedientin, das muthige Fräulein Colombe. Selbige \hrieb an Bailly unterm 22. Juli: „Dank Fhrer väterlichen Sorgfalt, mein Herr, befinde ih mich hier in Feſſeln mitten uuter Verruchten und lüderlihen Frauenzimmern. Auf dieſe Weiſe alſo, Sie ungerechter Richter, werfen Sie Unſchuldige mit Miſſethätern zuſammen! Beſchleunigen Sie meine Aburtheilung und verlängern Sie meine Gefangenſchaft niht! Nur den Schuß des Geſeßes rufe ih an, den Jhrigen verſhmähe ih.“ — Jn einem zweiten Briefe ſchrieb ſie: „Wenn Sie noh etwas Scham haben, ſo legen Sie die Hand aufs Herz und ſagen Sie mir, wie Sie den zur Schau getragenen Reſpekt vor den Geſehen mit der Frechheit, womit Sie dieſelben verleßen, vereinigen können. Vergeſſen Sie nicht, daß ih unſchuldig, gleihwohl aber in Feſſeln bin.“

Unterm 29, Auguſt bekennt Marat im „Volksfreund“ (Nr. 540): „Ja, ih ſage es mit der Aufrichtigkeit meines Herzens, daß ih ſobald als mögli<h den Ausbru<h des Bürgerkrieges wünſche, weil auf dem Bürgerkriege unſere einzige Hofſnung beruht,“

Die Konſtitution, welhe von der National-Verſammlung ausgearbeitet worden war, mußte ſhon deßhalb untaugli< ſein, weil ſie das Zuſammengehen des Volks mit dem unwürdigen, der Treuloſigkeit, Wankelmuth und Hinterliſt überführten Könige vorausſeßte. Die Vertreter der Bourgeoiſie hatten ſih in eine Sacgaſſe verrannt, aus welcher nur der Bürgerkrieg, nux Volksauſſtände, kurz eine neue Revolution, den Ausweg boten,

Sechszig Deputirte überbrachten dem Könige die Verfaſſung. Damit er ſi< ſrei erklären könnte, ob er dieſelbe annehmen wollte oder niht, wurde ſeine Ueberwahung und Suspenſion aufgehoben. Nach zehn Tagen erklärte ex erſt ſhriſtli<h und dann mündli<h in der Verſammlung, daß er die neue Verfaſſung im Junern aufrecht erhalten, ſie gegen Angrifſſe von Außen vertheidigen und ſie mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mitteln vollziehen laſſen wollte. „Jch verzichte“, ſagte er, „auf die von mir geforderte Vereinbarung bei dieſer Arbeit, und da nur ih allein der Nation verantwortli<h bin, ſo hat, wenn i < darauf verzichte, kein Anderer das Recht, ſih darüber zu beklagen.“

Die Bourgeoiſie begrüßte die Annahme der Konſtitution mit blindem Jubel und feierte Freudenfeſte. Jnzwiſchen ſetzte die königliche Familie im Geheimen ihre Umtriebe gegen den neuen Zuſtand der Dinge fort. Drohend ſagte die Königin zum General Dumouriez: „Sie müſſen einſehen, daß weder der König noh ih alle dieſe Neuerungen und die Konſtitution dulden können. Jh exfläre Jhnen freimüthig : Nehmen Sie Sich in Acht!“ — Gleichwohl verſicherte der König lügneriſh bei der Annahme der Verfaſſung den Deputirten: „Hier ſtehen meine Frau und meine Kinder, welche meine Geſinnungen theilen.“ — Madame