Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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denken dem Präſidenten im Namen der citoyens des Faubourg St. Antoine eine Fahne und dankte der Verſammlung.

Die Petitionäre hatten ſi<h, nachdem ſie dur<h die Reitſchule defilirt waren, draußen auf dem Caroufſſel-Plaßze angeſammelt und erſchienen am Eingange des Tuilerien-Schloſſes, wo ſie unter großem Geſchrei verlangten , daß die dort aufgeſtellte Nationalgarde ihnen den Eintritt gewähren ſollte.

Ein Munizipal-Beamter beklagte ſih beim Könige, daß die Tuilerien verſchloſſen und die Kanonen gegen das Volk gerichtet waren. „Solche Maßregeln“, bemerkte er, „ſind eher geeignet, das Volk zu reizen, als es zufrieden zu ſtellen. Es iſ dringend nöthig, daß Eure Majeſtät den Befehl geben, das Thor zu öffnen.“ — Nach einigem Zögern ſagte der König: „Jh willige ein; aber Sie müſſen den Zug längs der Terraſſe deſiliren laſſen, ohne daß er in den Garten hinabſteigt, und ex muß durch die Thür, welche auf den Hof der Reitſchule geht, abmarſchiren.“ — Hierauf gaben zwei Munizipal-Beamte den Befehl zum Oeffnen des Thores.

Die Menge ſtrömte in den Hof ein, nahm aber niht den vom König vorgezeichneten Weg, ſondern drang ins Schloß. Da ſie die verſchloſſenen Thüren mit Axthieben zu öffnen ſuchte, ertheilte Ludwig den Befehl, ihr die Pforten zu öffnen. Vor dem die Zimmer überfluthenden Volke flüchtete ex in eine Fenſterniſhe, indem er ſi<h auf einen Stuhl ſeßte, der auf einen Tiſch geſtellt worden war. Vier Grenadiere dex Nationalgarde ſhüßten ihn ; denn ne>iſh hieb und ſtach man nah ihm. Stürmiſch verlangte man die Sanktion der mit dem Veto belegten Dekrete. Der Fleiſcher Legendre, Quartiergeber Marat's und Freund Danton's, rief ihm zu: „Sie, Herr, hören Sie uns an; Sie ſind dazu da, um uns anzuhören. Sie ſind ein Verräther, Sie haben uns immer betrogen, Sie- betrügen uns wieder. Nehmen Sie Sich in Acht! Das Maß iſt voll; das Volk iſt es müde, Jhr Spielzeug zu ſein !“

Ueber dieſe unehrerbietigen Worte ſchauderte Ludwig zuſammen. Gleichwohl gab er die Sanktion zu den Dekreten niht. Uebrigens war in dem fur<tbaren Tumulte und Gedränge an eine Verhandlung mit mit dem Könige nicht zu denken. Man überreichte auf einer Pike ihm die rothe Mügze und er ſete unter großem Jubel dieſelbe auf. Als er nun auh ein ihm von einem halbtrunkenen Arbeiter angebotenes Glas Wein austrank, verwandelte ſi<- der Grimm des Volks in Beifalls3geſchrei. Dieſer ſchnelle Umſchlag der Stimmung der Pariſer Arbeiter ins Gegentheil, weil der König mit einem von ihnen ein Shmollis zu trinken ſcien, zeigt hinlänglih, wie politiſh unwiſſend und roh ſie noh waren. Mittlerweile wax in einem andern Zimmer die Schweſter des Königs in Gefahr gerathen. Man hielt ſie für Marie Antoinette und rief: „Da iſt die Veſterreicherin!“ Als man endlich die Königin entdete, erſchien Santerre und nahm dieſelbe in Schug. Auch dem kleinen Kronprinzen zog man eine rothe Müße über die Ohren ; allein Santerre, der bei der Königsfamilie den Wichtigen ſpielen wollte, nahm dem Kleinen die Müße ab, indem er ſagte, daß ſie das Kind erſti>te. Schon vor