Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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dem Einzuge der bewaffneten Revolution ins Schloß hatte Sauterre feig geſagt: „Jhr ſeid meine Zeugen, daß ih mich weigere, an Eurer Spie in die Gemächer des Königs zu marſchiren !“ *)

Nachdem das königliche Anſehen zu Grunde gerichtet war, erſchien Nachmittags 1/,5 Uhr au< der Maire Petion im Schloſſe. Derſelbe ſtellte ſich auf eine Bank und ermahnte das Volk, friedlih abzuziehen : worauf daſſelbe ſih verlief.

Der am 12. April 1792 aus London nach Paris zurückgekehrte Marat ſcheint an der Demonſtration vom 20. Juni keinen direkten Antheil genommen zu haben. Derſelbe hatte in Nr. 646 ſeines Blattes geſchrieben : „Vor mehr als einem halben Jahre habe ih vorausgeſagt, daß die drei Generäle (Rochambeau, Lafayette und Lu>ner), die alle gleih niedrige Bedienten des Hofes ſind, die Nation verrathen und unſere Gränzen überliefern werden ; bald werden ſich dieſe düſtern Prophezeiungen erfüllen. Meine einzige Hoffnung beruht darauf, daß die Armee endli<h die Augen öffnen und merken wird, daß ihre Befehlshaber die erſten Opfer ſind, welche dem öffentlihen Wohle dargebracht werden müſſen.“ — Darauf hin war unterm 4. Mai 1792 ein neuex Haſtsbefehl gegen Marat ergangen. Letterer befand ſi<h alſo wieder im Verſte>, als die Demonſtration vom 20. Juni gemacht wurde. Uebrigens iſ zu bemerken, daß Marat die Prieſter immer geſchont hat, In ſeinem „Kriminal-Geſeßgebungs-Plan“, der während der Revolution neu auſgelegt wurde, hat ex auch die „Verbrechen gegen die Religion“ behandelt. Wörtlich heißt es daſelbſt: „Ohne Zweifel iſ es dem Staate nüßli<h, wenn ſeine Glieder an Gott glauben ; allein es iſt no< nüßlicher, wenn ſie ſi<h niht verfolgen. — Solange der Gottesleugner Nichts weiter thut, als daß er für ſi urtheilt, ſoll ex in Ruhe gelaſſen werden ; allein, wenn ex, anſtatt ſi< an den Zweifler-Ton zu halten, deklamirt, wenn er Behauptungen aufſtellt, wenn er Andere zu ſeiner Anſicht zu bekehren ſucht: dann macht er, indem er zum Sektirer geworden iſ, von ſeiner Freiheit einen gefährlichen Gebrau<h und ſoll ſie verlieren. Ex ſoll daher auf beſchränkte Zeit in ein bequemes Gefängniß (dans une prison commode) eingeſchloſſen werden.“

Die Religion war Marat's ſ<hwache Seite. Man hat ihn daher im Verdacht gehabt, daß er ſih von der Geiſtlichkeit, gegen welche die erwähnten, mit dem Veto des Königs belegten Dekrete gerichtet waren, habe gewinnen laſſen.

Ludwig XVI. beſchuldigte den Maire Petion, daß dieſer zur Verhinderung der Demonſtration Nichts gethan hätte. Um ſi hierfür \hadlos zu halten, ließ Petion einen an die Einwohner von Paris gerichteten Brief, worin ex ihnen ſeine Unterhaltung mit dem Könige erzählte, öffentlih anſchlagen. Die Departements-Adminiſtratoren nebſt ihrem Vorſißenden , dem Herzog von Larochefoucauld, ſämmtlih konſtiiutionell-monarchiſtiſche Reaktionäre, waren der gleichen Anſicht wie der

__*) Santerre, général de la république française: sa vie politique et privée. Par A, Carro. Paris 1847. Seite 111, i |