Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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wirkte, daß dieſe Truppen mit ihren Kanonen abzogen. Die Aufſtändiſchen hatten ſi<, nahdem um Mitternacht Sturm geläutet und die Alarm-Kanone abgeſchoſſen worden war, in den Vorſtädten die Nacht hindur organiſirt und am Morgen erbrachen ſie das Zeughaus, wo ſie ſich vollends mit Waffen verſorgten. Aus dem Faubourg St. Antoine rü>ten ohngefähr 15,000, aus dem Faubourg St. Marceau 5000 Mann mit Kanonen vor. Jhre Avantgarde bildeten die Marſeiller und bretoniſchen Föderirten, geführt vom NRevolutions-Chef Weſtermann, einem früheren Unteroffizier.

Eine Revüe, die der König in Begleitung ſeiner Gattin, ſeiner Schweſter und ſeines Sohnes früh 5 Uhr über ſeine Vertheidiger abhielt, zeigte ihm, daß die Nationalgarde mit Ausnahme der beiden Bataillone Filles-Saint-Thomas und Petits-Pères theils unzuverläſſig, theils geradezu feindli<h war. Vier Bataillone derſelben nahmen eine drohende Stellung ein und richteten ihre Kanonen gegen das Schloß. Dieſelbe Erfahrung machte Röderer, der Prokurator der DepartementsVerwaltung. Selbiger ſuchte vergebens die Marſeiller und bretoniſchen Föderirten, die jeht auf dem Carouſſel-Plage angelangt waren, zur friedlihen Abſendung einer aus 20 Mann beſtehenden Deputation an den König zu bereden. Entmuthigt kehrte er ins Schloß zurü>. Hier, wo der König mit ſeiner Gattin und den Miniſtern ſih berieth, wax vor ihm ein Munizipal-Beamter mit der Meldung angelangt, daß die auſſtändiſhen Kolonnen fi<h den Tuilerien näherten. Auf die Frage des Juſtizminiſters Joly: „Nun, was wollen die denn ?“ hatte ex geantwortet : „Die Abſezung !“ Als der Miniſter erwidert hatte: „So möge die Verſammlung ſie ausſprechen !“ war ihm die Königin ins Wort gefallen : „Aber was wird nah der Abſezung kommen ?“ und hierauf hatte ſi< der Munizipale ſtillſhweigend verneigt. Der jeßt hereintretende Nöderer vermehrte den Schre>en, indem ex die Gefahx als höchſt bedrohlich darſtellte und der königlichen Familie anrieth, ſich um ihrer Sicherheit willen in die Geſeßgebende Verſammlung zu retten. Verzweifelt rief die Königin: „Lieber laſſe ih mi<h hier an die Mauer annageln, als daß ih aus dem Schloſſe hinausgehe !“ und ſie reihte dem Könige etne Piſtole, indem ſie ſagte: „Wohlan denn, mein Herr ; jeßt müſſen Sie Sich zeigen !“ Der König, offenbar nicht heroiſch geſinnt, blieb ſtumm. Da ſagte Röderer: „Madame, Sie wollen Sich alſo für den Tod des Königs, für Jhren eigenen, für den Jhrer Kinder und für den Tod aller Derer, die zu Jhrer Vertheidigung hier ſind, verantwortlih machen?“ j

Dieſe Worte Röderer's bewogen den König, jeden Gedanken an Widerſtand aufzugeben und ſi< mit ſeiner Familie nebſt einigen Hofdamen, gede>t dur< 300 Schweizer und 300 Nationalgardiſten, in die Geſebßgebende Verſammlung, wo ex unter den Verwünſchungeu der um das Sibungsgebäude angehäuften Menſchenmaſſen anlangte, zu bergen. Er ließ ſi< hier auf einem Fauteuil neben dem Präſidenten nieder. Da aber die Konſtitution im dritten Kapitel (Sektion 1V, Artikel 8) beſtimmte, daß die Geſebgebende Verſammlung in Gegenwart des Königs nicht berathen dürfte, mußte er ſih nebſt ſeiner Begleitung in die zum

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