Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Beſchlag genommenen Papiere bekannt. Herr von Laporte beſaß die unglaubliche Naivetät, auf dem Schaſfot den gleißneriſhen Wunſch auszuſprechen, daß er der lebte unſhuldig Hingerichtete ſein möge.

Dieſe wenigen, langſam vor ſi< gehenden Hinrichtungen waren ein ſ{<le<ter Erſa für die vierthalbtauſend Opfer, welche der Tag des 10. Auguſt dem Volke gekoſtet hatte. Als nun den 26. Auguſt die Geſebgebende Verſammlung gegen die widerſpänſtigen Prieſter das Dekret adoptirt hatte, wonach dieſelben ihren Wohn-Diſtrikt binnen 24 Stunden, ihr Departement binnen 3 Tagen und das franzöſiſhe Gebiet binnen 14 Tagen zu verlaſſen hatten und wona< ſie im Falle der Rückkehr nah Cayenne transportirt werden ſollten, füllten ſi< die Gefängniſſe am Ende des Monats mit Pfaffen. Diejenigen Prieſter, welche ſe<zig Jahre alt waren, wurden niht verbannt, ſondern im“ Hauptorte des Departements internirt und daſelbſt in einem beſondern Hauſe unter der Aufſicht der zuſtändigen Munizipalität gefangen gehalten. Jn Folge dieſes Dekrets brachte die wahſame Pariſer Kommune binnen drei Tagen Hunderte von Pfaffen ins Abtei-Gefängniß,- ins Karmeliter-Gefängniß und nah St. Firmin.

Während die Sachen für die Revolution im Jnnern Frankreichs niht ungünſtig ſtanden, war dagegen ihr Verhältniß na<h Außen durchaus fein günſtiges. Das Kriegsglü> war gegen ſie. Das öſterreichiſchpreußiſche Heer hatte die franzöſiſhe Gränze überſchritten und rückte in bedächtigem Schritt auf Paris los, wo es die alten Zuſtände reſtauriren und an den Revolutionären kriegsgerichtlihe maſſenhafte Morde vollziehen wollte. Die Feſtung Longwy fiel widerſtandslos in die Hände der Feiude. Schon wurde durch die preußiſche Armee des Herzogs von Braunſchweig Verdun belagert. Die Reaktionäre im Junern Frankreichs jubelten ; denn ſie hofften bald ihr Müthchen kühlen zu können. Nachdem bereits am 5. Juli das Vaterlaud ſeitens der Geſeßgebenden Verſammlung in Gefahr erklärt und ein Aufruf an die aktiven Bürger erlaſſen worden war, wurde jeht zu Paris auf den Vorſchlag Danton's in jeder Sektion eine Liſte der hülfsbedürftigen, militärtauglichen Männer angefertigt. Lettere ſollten eine Löhnung erhalten und aus ihnen womöglich ein Heer von 60,000 Mann gebildet werden. Wirklich brachte die Pariſer Kommune binnen wenigen Tagen 40,000 Mann auf die Beine, equipirte ſie und ſandte ſie gegen den Feind.

Aber es war mit großer Wahrſcheinlichkeit anzunehmen, daß die in Paris verſte>ten zahlreichen Reaktionäre zuſammt den in den Gefänguiſſen ſißenden Royaliſten, weil ihnen dur<h die preußiſchen Siege der Kamm geſchwollen war, nah dem Abmarſch der waffenfähigen Mannſhaft eiuen ſiegreihen Auſſtand unternähmen. Dieſer Eventualität mußten die Revolutionäre um jeden Preis vorbeugen. Da nun das eingeſeßte Revolutions - Tribunal viel zu formell verfuhr, um dur< raſche Schläge in dem hartnäckigen erbitterten Kampfe zwiſchen Revolution und Reaktion die innern Feinde einſhüchtern und betäuben zu önnen, und da au< der Vorſchlag Marat's, auf kurze Zeit behufs Niederſchmetterung der inneren Reaktion einen Diktator zu erwählen, bei den für die Freiheit begeiſterten Republikanern keinen Anklang fand,