Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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putation der Kommune, geführt vom Maire und vom General-Prokurator, vertheidigte ihre Maßregeln. Auch Tallien, eins ihrer Hauptmitglieder, rechtfertigte ſie. Der Antrag, die Geſeßgebende Verſammlung und die Exekutiv-Gewalt in eine Provinzialſtadt zu verlegen, ward verworfen. Der Juſtiz-Miniſter Danton aber ſpra< zur Verſammlung die bezeichnenden Worte: „Der 10. Auguſt hat uns in Republikanex und Royaliſten geſchieden; die erſteren ſind wenige, . die andern zahlreich. Bei dieſem Schwächezuſtande ſind wir Republikaner zwiſchen zwei Feuer, zwiſchen die äußeren Feinde und die im Junern befindlichen Royaliſten, geſtellt. Es beſteht ein royaliſtiſhes Direktorium, welches geheim in Paris ſißt und mit der preußiſhen Armee korreſpondirt. Jhnen zu ſagen, wo es ſih verſammelt und wer es bildet, iſt den Miniſtern unmöglih. Um ſeine Pläne zu vereiteln, muß man — — — nun muß man den Royaliſten Furht machen!“ (Bei dieſen Worten beſchrieb Danton mit der Hand eine ſol<he Bewegung, welche andeutete, daß die Royaliſten um einen Kopf kürzer gemacht werden müßten.)

Danton übertrieb die Gefahren der Republikaner keineswegs. Erſt am 22. Auguſt hatten in Châtillon-ſur-Sèvres 8000 Bauern die Fahne der Reaktion für die Vendee erhoben. Die Republikaner wurden zu Montauban, zu Arles, zu Avignon dur die Reaktionäre hingeſchlachtet. Die Königlichen mordeten, wo ſie nur konnten. Selbſt Santerre wurde zweimal zu vergiften geſucht.

Nachdem nun am 1. September aufregende Nachrichten über das Vorrü>en der preußiſchen Armee in Paris bekannt geworden waren, wurde am folgenden Tage um 2 Uhr Sturm geläutet und Generalmarſh geſchlagen. Danton ſagte am 1, September zur Verſammlung: „Der Sturm, welcher geläutet werden wird, iſt kein Alarm-Signal; es iſt der Angriff auf die Feinde des Vaterlands. Um dieſelben zu beſiegen, meine - Herren, bedürfen wir Kühnheit, wiederum Kühnheit, no<hmals und immer wieder Kühnheit : dann iſ Frankreich gerettet !“

Drei Kanonenſchüſſe gaben das Zeichen zum Losbruh. Sobald das Signal zum revolutionären Staats\treich erſchallte, fiel das Volk über die in den Gefängniſſen befindlichen Reaktionäre her. Jn der Abtei wurden die Pfaffen niedergemaht. Von da ging es nah der Karmeliter-Kirhe, von wo 180 eingeſperrte Geiſtliche, nachdem ſie dreimal verleſen und in den ummauerten Garten geführt worden waren, aus dieſem irdiſchen Jammerthale ins beſſere Jenſeits in ziemlih wilder Jagd mit Spießen, Schwertern und Flinten verſeßt wurden. Nur etwa vier derſelben entkamen über die Mauer und blieben im irdiſchen Leben. Von da ging's in die Abtei zurü>; denn hier ſaßen noch Anfertiger falſcher Aſſignaten und 150 Schweizerſoldaten. Wenn die Pfaffen ohne Weiteres getödtet worden waren, wurde doh nicht ſo mit den übrigen reaktionären Gefangenen verfahren. Ueberall — in der Abtei, im Châtelet, in der Force, im Bicêtre, in der Kapelle, in der Conciergerie, in St. Firmin — bildete das Volk Geſchworenen-Gerichte und f{tellte mit den Gefangenen, die einzeln vorgeführt wurden, ein fummariſches Verfahren an. Der Präſident ſaß mit gezogenem Säbel“ da; ihm zur Seite ſaßen ein Dußend Geſchworene. Wurde der Angeklagte für un-